Managerhaftung bringt 15 Mio. Euro plus Prozesskosten
Von Herbert Fromme und Anja Krüger, Köln Der Fall Boxclever beschäftigt auch die Versicherungsbranche. Der Grund: Die WestLB hatte Ansprüche gegen ihre Ex-Vorstände angemeldet, für die sie – wie auch für Aufsichtsräte – eine Managerhaftpflichtversicherung abgeschlossen hatte. Besser bekannt ist die Deckung als Directors‘ and Officers‘ Liability (D&O). Allerdings erhielt die WestLB nur einen kleinen Teil der Summe. Anstatt der verlangten 125 Mio. Euro einigte sich die Bank mit dem Konsortium unter Führung der US-Gesellschaft Chubb auf die Zahlung von 15 Mio. Euro für den Schaden sowie 4 Mio. Euro für Prozesskosten.
Mit D&O-Policen schützen Firmen Topmanager vor den finanziellen Folgen von beruflichen Fehlern. Neben Chubb waren der US-Versicherer AIG und die Allianz beteiligt. Die WestLB hatte ihren Anspruch damit begründet, dass Sengera und sieben weitere Manager als Vorstände bei WestLB-Vorgängerinstituten für Kredite verantwortlich waren, die von der Londoner Abteilung Principal Finance Ende der 90er Jahre an den Fernsehgeräteverleiher Boxclever vergeben wurden. Dabei handelte es sich um eine Innendeckung, bei der das Unternehmen selbst Ansprüche gegen eigene Manager stellt. In Deutschland sind solche Ansprüche nicht ungewöhnlich, in den USA oder Großbritannien ist die Innendeckung selten.
Einige der beteiligten Versicherer hielten den Anspruch nicht für gerechtfertigt. Trotzdem einigten sie sich mit der Bank auf einen Vergleich – Insider vermuteten, dass die führende Gesellschaft Chubb einen langen Rechtsstreit vermeiden wollte. Im Gegenzug zog die Bank eine Klage gegen die acht Manager auf Zahlung von 125 Mio. Euro zurück. Mit Nachforderungen, etwa einer Öffnungsklausel für weitere gegen Sengera und andere erhobene Ansprüche, konnte sich die WestLB nicht durchsetzen.
Die WestLB kommentiert den Vorgang nach wie vor nicht. Ob Sengera oder andere eine Selbstbeteiligung zahlten, will ein Sprecher nicht sagen. Ein weiterer D&O-Fall ist dagegen noch anhängig. Die WestLB hat einen Schaden angemeldet, der durch den dubiosen Eigenhandel mit Aktien von VW, Metro und BMW entstanden ist.
Quelle: Financial Times Deutschland
Dieser Beitrag ist nur für Premium-Abonnenten vom Versicherungsmonitor persönlich bestimmt. Das Weiterleiten der Inhalte – auch an Kollegen – ist nicht gestattet. Bitte bedenken Sie: Mit einer von uns nicht autorisierten Weitergabe brechen Sie nicht nur das Gesetz, sondern sehr wahrscheinlich auch Compliance-Vorschriften Ihres Unternehmens.
Diskutieren Sie mit
Kommentare sind unseren Abonnenten vorbehalten. Bitte melden Sie sich an oder erwerben Sie hier ein Abo