Aufnahme von Gesprächen per Brief vorgeschlagen
Von Herbert Fromme, Köln Der US-Versicherungsmakler Willis plant offenbar den Kauf des deutlich größeren Wettbewerbers Marsh & McLennan Cos (MMC). Die beiden Unternehmen dementierten einen entsprechenden Bericht des Fernsehsenders CNBC nicht. Danach hat Willis einen Brief an das MMC-Management geschickt und die Aufnahme von Gesprächen über eine Übernahme vorgeschlagen.
Mit einer Börsenkapitalisierung von 5,14 Mrd. $ ist Willis deutlich kleiner als MMC mit 14,13 Mrd. $. Allerdings gehören zu MMC neben dem eigentlichen Versicherungsmakler Marsh auch die Personalberatung Mercer, der Rückversicherungsmakler Guy Carpenter, die Sicherheitsfirma Kroll und die Unternehmensberatung Oliver Wyman. Ein möglicher Deal zwischen Willis und Marsh könnte den Verkauf von Teilen der Gruppe enthalten, die nicht zum Kerngeschäft Versicherungsvermittlung gehören.
Marsh ist unter erheblichem Druck von Anlegern. Seit 2004 geht es dem Makler deutlich schlechter als den Konkurrenten Aon und Willis. Hauptgrund ist ein Skandal, den der damalige New Yorker Generalstaatsanwalt Eliot Spitzer ausgrub. Marsh wurde Angebotsbetrug vorgeworfen. Das Unternehmen musste seine Führungsspitze auswechseln und Schadenersatz von 850 Mio. $ leisten. Außerdem sagte Marsh zu, keinerlei umsatzbezogene Sonderprovisionen von Versicherern mehr zu akzeptieren. Das taten zwar auch die Konkurrenten, aber bei Marsh machten diese Contingent Commissions einen viel größeren Anteil des Umsatzes aus.
Dieses Handicap trifft den Weltmarktzweiten in einem Umfeld, das für Versicherungsmakler nicht günstig ist. Die Preise der Versicherungspolicen für Industrie und Gewerbe fallen und damit auch die Provisionseinnahmen der Makler. Während die Versicherer einen Ausgleich durch niedrigere Schäden haben, gilt das für die Makler nicht. MMC-Konzernchef Michael Cherkasky, der 2004 nach dem Skandal an die Spitze kam, hatte nach Anlegerkritik im Dezember seinen Rücktritt erklärt, ist aber noch im Amt, bis ein Nachfolger gefunden ist. Auch andere Topmanager mussten gehen.
Willis-Chef Joseph Plumeri will nach eigenen Worten den größten Versicherungsmakler der Welt schaffen. In einem Interview mit der FTD vor zwei Wochen wollte Plumeri Kaufabsichten für Marsh nicht kommentieren. „Das heißt natürlich nicht, dass wir uns Gelegenheiten nicht anschauen, wenn sie auftauchen“, sagte er.
Quelle: Financial Times Deutschland
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