Auch Germanischer Lloyd aus Hamburg betroffen
Die Europäische Kommission hat fünf europäische Klassifizierungsgesellschaften wegen des Verdachts auf wettbewerbswidrige Praktiken durchsucht, darunter auch die Büros des Germanischen Lloyd (GL) in Hamburg.
Ein Sprecher von Wettbewerbskommissarin Neelie Kroes sprach von Hinweisen auf die Verletzung von Wettbewerbsregeln. Woher der Tipp kam, wollte er nicht sagen.
Klassifizierungsgesellschaften sind vor allem als „Schiffs-TÜV“ aktiv. Sie begleiten den Bau von Schiffen nach bestimmten Vorschriften und überprüfen regelmäßig ihre Sicherheit. Die größten internationalen Gesellschaften sind im Branchenverband IACS organisiert. Auch dessen Geschäftsräume in London wurden durchsucht.
„Wir waren alle überrascht“, sagte eine Sprecher des GL. Neben den Hamburgern, die weltweit der größte Zertifizierer für Containerschiffe sind, erhielten Lloyd’s Register in Großbritannien, Bureau Veritas in Frankreich, die italienische Rina und DNV in Norwegen Besuch von Ermittlern der EU und nationaler Wettbewerbsbehörden. Man sei sich keiner Schuld bewusst und sehe den Ergebnissen der Untersuchung „nicht besorgt“ entgegen, so ein DNV-Sprecher.
Der Kommissionssprecher wollte sich nicht dazu äußern, ob die EU mit außereuropäischen Kartellbehörden zusammenarbeitet und auch andere IACS-Mitglieder ins Fadenkreuz von Untersuchungen geraten sind. Sie kommen aus Asien, Russland und den USA.
In jüngster Zeit hat die Kommission die Bußgelder bei Kartellverstößen deutlich angehoben. Beobachter glauben, dass Kroes möglichst bald die Milliardengrenze mit einer Kartellbuße knacken will. Die mit 480 Mio. Euro bisher höchste Summe musste ThyssenKrupp wegen Preisabsprachen mit anderen Aufzugherstellern zahlen. Kartellverfahren dauern in der Regel mindestens zwei Jahre, so der Sprecher.
Die Strafen können bis zu zehn Prozent des Umsatzes betragen. Der GL, der dem Hamburger Unternehmer Günter Herz gehört, erwirtschaftete 2006 einen Umsatz von 363 Mio. Euro, davon 276 Mio. Euro mit maritimen Dienstleistungen.
Katrin Berkenkopf, Köln,und Reinhard Hönighaus, Brüssel
Quelle: Financial Times Deutschland
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