Möglicher Zusammenschluss von Bâloise und Gothaer erhöht Zwang zu Fusionen
Von Herbert Fromme, Köln Die geplante Fusion zwischen den deutschen Versicherern der Bâloise-Gruppe und der Gothaer stellt nach Expertenansicht der Beginn einer lang erwarteten Konsolidierungswelle unter mittelgroßen Versicherungsvereinen dar. „Das Thema optimale Unternehmensgröße rückt in den Vordergrund“, sagte Reiner Will, Geschäftsführer der Kölner Ratingagentur Assekurata und Kenner des Marktes. „Die lang diskutierte Konsolidierungswelle wird operativer.“
Seit Jahren diskutieren mittelgroße Versicherungsvereine (VVaGs) über die Schaffung größerer Einheiten. Ob Alte Leipziger, Continentale, Debeka, DEVK, Gothaer, HUK-Coburg oder Signal Iduna – jeder hat mit jedem schon einmal geredet, bislang meist ohne Ergebnisse. Jetzt sorgt der gesättigte Markt, der kaum Wachstumschancen bietet, zusammen mit den Kosten neuer gesetzlicher Anforderungen für frischen Fusionsdruck.
Der Gothaer-Konzern und die Bâloise in Basel bestätigten gestern, dass sie in Fusionsgesprächen für ihre deutschen Gesellschaften stehen. Neben der Gothaer und der Bâloise-Niederlassung in Bad Homburg umfasst der anvisierte Deal auch die Gruppe Deutscher Ring in Hamburg. Bâloise soll künftig 51 Prozent, die Gothaer Versicherungsbank VVaG 49 Prozent halten. Mit rund 4 Mrd. Euro Prämie bei der Gothaer und knapp 2,5 Mrd. Euro bei der Bâloise in Deutschland sind beide in einer unkomfortablen Mittelgröße. Sowohl Gothaer-Chef Werner Görg als auch sein Gegenüber Rolf Schäuble bei Bâloise suchen Wachstumsmöglichkeiten. Zusammen mit dem Schweizer Geschäft und Auslandstöchtern käme der Verbund auf 9,1 Mrd. Euro Prämie und wäre die Nummer 25 in Europa.
Investoren waren nicht begeistert. Die Bâloise-Aktie verlor am Donnerstag leicht um 0,9 Prozent auf 95,35 Franken.
Noch unklar ist die Rolle der Deutschen Ring Kranken, die als Versicherungsverein nicht einfach fusioniert werden kann. Ihr Aufsichtsrat will jetzt „Optionen, Risiken und Chancen“ prüfen. Möglich ist eine Bestandsübertragung auf eine andere Gesellschaft.
Marktkenner erwarten bis Mitte März eine Entscheidung über die Fusion. Kommt sie zustande, wäre sie eine „Blaupause für Europa“, hieß es in einem der Unternehmen.
Quelle: Financial Times Deutschland
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