AMB Generali dünnt Holding aus

Versicherer löst zentrale Vertriebs- und Marketingabteilung auf · Interview mit Vorstandssprecher Meister

Von Herbert Fromme, Aachen Der Versicherungskonzern AMB Generali verringert die Belegschaft der deutschen Holding. Die Abteilung Vertrieb und Marketing wird ganz aufgelöst, andere Abteilungen werden verkleinert. „Wir wollen die Kosten der Holding bis 2010 um 18 Prozent senken“, sagte Vorstandssprecher Dietmar Meister der FTD. Die Maßnahme umfasse Sachkosten sowie die Verkleinerung der Belegschaft von 226 auf etwa 200 Mitarbeiter. Einige von ihnen sollen zu Tochtergesellschaften wechseln. Die Holding zieht Anfang 2009 von Aachen nach Köln um. AMB gehört zu Assicurazioni Generali in Triest.

In Branchenkreisen war eine deutlich kräftigere Reduzierung bei der Obergesellschaft erwartet worden, weil die Zusammenlegung der großen Konzerntöchter Volksfürsorge in Hamburg und Generali in München den Koordinierungsbedarf verringert.

Meister verteidigte die umstrittene Fusion. Trotz des angestrebten Rekordgewinns von 400 Mio. Euro für 2007 bestehe Verbesserungsbedarf, sagte Meister. „Wir sind gut, aber noch nicht gut genug. Auch die Wettbewerber bleiben nicht stehen.“ Bis 2010 soll der Gewinn um jährlich 50 Mio. Euro steigen. Die Kostenquote in der Schaden- und Unfallversicherung sei mit mehr als 30 Prozent der Prämie immer noch viel zu hoch. „Wenn wir hier drei Prozentpunkte besser werden, sind das 90 Mio. Euro“, sagte Meister. In der Lebensversicherung sei die Kostensituation günstiger, es gebe aber auch Optimierungsbedarf.

Die Zusammenlegung von Volksfürsorge und Generali zur „Neuen Generali“, wie sie konzernintern heißt, soll bis 2010 bis zu 100 Mio. Euro vor Steuern und rund 50 Mio. Euro nach Steuern an Synergieeffekten bringen.

Die Marke Volksfürsorge werde nicht verschwinden, sagte Meister. „Wir werden den Vertrieb der Volksfürsorge in eine eigene Gesellschaft mit diesem Namen bringen, die dann als Finanzvertrieb aufgestellt ist.“ Neben den Generali-Policen werden die Vertreter auch Verträge für den Krankenversicherer Central, Advocard Rechtsschutz sowie die Bausparkasse Badenia verkaufen. „Wir verfolgen weiterhin unsere Mehrmarkenstrategie“, sagte Meister. Dabei gehe der Konzern immer von seinen Vertriebswegen aus. „Deshalb legen wir die beiden Multikanalversicherer Volksfürsorge und Generali zusammen.“

Das ist nicht die einzige Änderung. Die Vertreter der Tochter Aachen Münchener wurden 2007 vollständig in die Vertriebsorganisation DVAG integriert, an der die Versicherungsgruppe knapp unter 50 Prozent hält. Auch in der Spitze ging es lebhaft zu. Im Mai 2007 verließ der langjährige Vorstandschef Walter Thießen ohne Angabe von Gründen Knall auf Fall den Konzern. Jetzt will Meister trotz Kostensenkung für Ruhe sorgen. „Wir wollen dies Geschäftsmodell für drei bis vier Jahre stabil halten“, versprach er. Adjustierungen gebe es immer, aber keine größeren Umstrukturierungen. Den weiteren Ausbau will Meister vor allem aus eigener Kraft schaffen. „Wir beobachten den Markt, aber sehen zur Zeit kaum Zukaufsmöglichkeiten.“

Direkte Folgen der US-Kreditkrise auf den Konzern fürchtet Meister nicht. „Wir sind in diesem Segment nicht investiert.“ Über fallende Aktienkurse spüre man eine solche Krise natürlich, zur Zeit gebe es keinen Anlass zur Sorge. Mehr Gedanken macht er sich über das neue Versicherungsvertragsgesetz, das ab Juli den Ausweis der Vertriebskosten in Euro und Cent verlangt. „Der Kunde denkt natürlich, der Betrag sei der Verdienst des Vermittlers, es handelt sich aber um die kalkulierten Abschlusskosten“, sagte Meister. Wie der Markt reagiere, sei schwer vorauszusagen. „Ich kann mir aber vorstellen, dass es im Kundengespräch dazu manchen Erklärungsbedarf gibt.“

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Der 56-jährige Dietmar Meister arbeitet seit 27 Jahren beim drittgrößten Versicherer in Deutschland. Seit Juli ist er Vorstandssprecher

Quelle: Financial Times Deutschland

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