Münchener-Rück-Tochter will Reiseversicherung internationalisieren · Interview mit Chef Wolfgang Diels
Von Ilse Schlingensiepen und Herbert Fromme, Köln Die Europäische Reiseversicherung hat einen Kooperationsvertrag mit der malaysischen Fluglinie Air Asia X abgeschlossen. Der Billigflieger bietet mit seinen Tickets eine Versicherung bei Flugverspätungen an. Der Abschluss ist Teil des Internationalisierungsprogramms der Münchener-Rück-Tochter. „Wir sehen uns vor allem die Entwicklung in Asien sehr genau an“, sagte der Vorstandsvorsitzende Wolfgang Diels im FTD-Interview.
Das Unternehmen ist mit 444 Mio. Euro Umsatz Marktführer bei den deutschen Reiseversicherern. Die wichtigsten Konkurrenten sind die Allianz-Tochter Elvia, Hanse Merkur und die zum Sparkassenlager gehörende Union Reiseversicherung.
Die Kooperation mit Air Asia X ist zunächst auf den Verspätungsschutz bei Flügen zwischen Kuala Lumpur und der australischen Goldküste beschränkt. „Dieses Geschäftsmodell ist ein erster Schritt in diesem Markt, Verhandlungen über eine Ausdehnung des Angebotes sind im Gang“, sagte Diels.
Auch in China kann Diels einen Erfolg vorweisen. Seit Neuestem kooperiert das Unternehmen mit der People’s Insurance Company of China, dem führenden Schaden- und Unfallversicherer. Schon länger ist der Versicherungskonzern Ping An Kooperationspartner. In China betreibt das Unternehmen eine Repräsentanz. „Wir wollen gemeinsam mit der Münchener Rück in China Geschäft generieren und versprechen uns einiges davon.“
Der Umsatz mit Versicherungen im Chinageschäft beläuft sich erst auf rund 1,3 Mio. Euro. Aber das Potenzial ist gewaltig. „Wir sind zuständig für die Einführung von Assistance in China“, sagte Diels. Unter Assistance versteht man die praktische Hilfestellung und Unterstützung von Versicherten in besonderen Lagen, zum Beispiel den Rücktransport bei einer Erkrankung oder die Pannenhilfe. Diesen Bereich will Diels auch in Deutschland ausbauen.
Die Europäische Reiseversicherung wurde 1907 gegründet. Lange Zeit war die Gepäckversicherung das Hauptgeschäftsfeld. Heute macht sie nur noch zwölf Prozent des Umsatzes in Deutschland aus. Mittlerweile bietet das Unternehmen zahlreiche Deckungen an. Dazu gehören Reiserücktrittskosten- und Auslandsreisekrankenversicherungen ebenso wie Haftpflichtdeckungen für Reiseveranstalter. Dazu kommen ganz neue Geschäftsfelder. Der Versicherer hat gerade eine Kooperation mit dem Onlinemarkt Ebay abgeschlossen.
Ein Großteil des Umsatzes kommt über Reisebüros und Veranstalter, ein wichtiger Kunde ist die Deutsche Bahn. Die Versicherer liefern sich einen heftigen Wettkampf, entsprechend hoch sind die Provisionen. „Wir zahlen den Reisebüros Provisionssätze zwischen 35 und 48 Prozent.“
Heute ist die Europäische neben Deutschland in 20 Ländern tätig und generiert dort 53 Prozent des Umsatzes. In Österreich, Ungarn, der Ukraine und Russland ist das Unternehmen über ein Joint Venture aktiv, an dem die italienische Generali die Mehrheit hält. „Wir sehen uns weitere Länder an“, kündigte Diels an. Das Grundgeschäftsmodell – der Vertrieb niedrigpreisiger Policen über Reisebüros – lasse sich leicht in andere Regionen übertragen. In der Türkei hat die Europäische einen Versicherungsmakler gegründet. Er soll mit der Schwestergesellschaft Ergo Isvicre Policen anbieten.
„Wir müssen daran arbeiten, dass wir besser wahrnehmbar werden“, sagte Diels. Problem sei, dass die Europäische am Markt nicht als Marke präsent sei. Das soll sich ändern. „2008 kommen wir mit einem neuen Markenauftritt.“ Das ist auch deshalb wichtig, weil der Onlinevertrieb für die Reisebranche und deren Versicherer immer bedeutender wird – und da zählt Markenbekanntheit noch mehr.
Zitat:
„2008 kommen wir mit einem neuen Markenauftritt“ – Wolfgang Diels –
Bild(er):
Wolfgang Diels leitet Deutschlands größten Reiseversicherer, der zur Münchener Rück gehört – Robert Brembeck :
Quelle: Financial Times Deutschland
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