Branche sieht sich bislang kaum von Kreditkrise betroffen · Trübe Aussichten für Umsatz und Gewinn im laufenden Jahr
VON Herbert Fromme, Berlin Die Versicherungswirtschaft erwartet nur geringe Belastungen aus der US-Kreditkrise. „Deutsche Versicherungen sind von der amerikanischen Hypothekenkrise bisher nicht unmittelbar betroffen“, sagte Bernhard Schareck, Präsident des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) am Donnerstag. Doch ganz scheint sie nicht an ihnen vorbeizugehen. Denn Schareck fügte vorsichtig hinzu: Die Branche werde die Auswirkungen der Krise „mit aller Sorgfalt beobachten“ und in strategische Überlegungen einbeziehen.
Die deutschen Lebensversicherer hielten nur 1,7 Prozent ihrer Kapitalanlagen von 690 Mrd. Euro direkt oder indirekt in betroffenen Anlagekategorien, sagte Schareck. Davon sei der überwiegende Anteil in Papieren höchster Bonität angelegt. Allerdings schützt Topbonität nicht vor einer Ansteckung durch die Krise, wie jüngst zu beobachten war. Auch eine indirekte Gefahr über Anlagen in Hedge-Fonds oder weiteren alternativen Investments sei nicht erkennbar, so Schareck. Über 70 Prozent der Firmen hätten keine derartigen Anlagen, sagte Schareck. Das habe eine Auswertung der Aufsicht BaFin ergeben.
Auch wenn es Abschreibungsbedarf geben sollte, werde das „nach derzeitigem Stand“ keinen nennenswerten Einfluss auf die Nettoverzinsung der Kapitalanlagen und die Jahresergebnisse der Lebensversicherer haben, sagte Schareck.
Die Assekuranz erwartet auch für ihr Wachstum im Jahr 2008 keine negativen Auswirkungen durch die Krise, ist aber insgesamt mit den mäßigen Zuwächsen unzufrieden.
Bei den Prämieneinnahmen werde es 2008 wohl einen Anstieg um 1,5 Prozent auf 165,5 Mrd. Euro geben. Das ist zwar eine doppelt so hohe Steigerungsrate wie 2007, aber dennoch ein sehr niedriges Niveau. Der wichtigste Wachstumssektor ist die Lebensversicherung, die „unter optimistischen Annahmen“ um rund zwei Prozent auf 80,5 Mrd. Euro Prämie zulegen könnte, sagte er. Davon stammt rund ein Prozentpunkt aus der letzten Anpassung der Riester-Verträge an die jetzt erreichte höchste Förderstufe.
Weniger Freude haben die Versicherer mit der Schaden- und Unfallversicherung, in der sie Autos, Gebäude, Wohnungsinhalte sowie Haftpflicht- und Unfallrisiken versichern. Hier könne die Branche höchstens mit stagnierendem Umsatz von 55 Mrd. Euro rechnen, sagte Schareck. Besonders in der Kfz- und der Industrieversicherung seien die Preise weiter unter Druck, sagte GDV-Fachausschussvorsitzender Robert Pohlhausen, im Hauptberuf Vorstandschef der Versicherungsgruppe Hannover. „Wir müssen damit rechnen, dass die Beitragseinnahmen 2008 noch einmal um zwei Prozent zurückgehen und sich gleichzeitig der Schadenaufwand um zwei Prozent erhöhen wird.“. Seit 2004 liefern sich die Autoversicherer einen Konkurrenzkampf.
Die Branche erwartet, dass sich Schadenaufwand sowie Verwaltungs- und Vertriebskosten in der Autoversicherung auf 105 Prozent der Beitragseinnahmen belaufen, nach 100 Prozent im Vorjahr. Die hohen Kapitalerträge aus den Schadenreserven, die den Gesellschaften einen beträchtlichen betriebswirtschaftlichen Gewinn ermöglichen, wollte der GDV nicht beziffern. Laut Pohlhausen wird die Gewinnsituation der Branche den harten Wettbewerb in den Kernsparten widerspiegeln. 2007 hatten zahlreiche Gesellschaften trotz der Belastung durch den Sturm „Kyrill“ Rekordgewinne gemeldet.
Quelle: Financial Times Deutschland
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