Ex-Chef der AMB Generali wird Senior Advisor der Investmentbank · Fusionsberater erwartet Konzentrationswelle unter Versicherern
Von Herbert Fromme, Köln, und Sven Clausen, Hamburg Die Investmentbank Rothschild baut ihr Netzwerk in wichtigen deutschen Branchen aus und erweitert dazu ihren Beraterkreis. Der 57-jährige Walter Thießen wird sogenannter Senior Advisor des Fusions- und Kapitalmarktberaters.
Mitte 2007 hatte Thießen unerwartet seinen Posten als Vorstandschef von AMB Generali aufgegeben – der drittgrößten deutschen Versicherungsgruppe. Zwar war damals von „gegenseitigem Einvernehmen“ die Rede. Allerdings wäre der Vertrag noch vier Jahre lang gelaufen. Die Chemie zwischen ihm und dem italienischen Eigner, der Generali-Gruppe, habe nicht mehr gestimmt, hieß es damals.
Thießen stößt zu einem der am hochkarätigsten besetzten Beraterkreise in deutschen Investmentbanken. Rothschild verfolgt bereits seit Jahren die Strategie, mithilfe erfahrener Fachleute sein Geschäft anzukurbeln. So wird die Bank von Bernd Gottschalk beraten, dem ehemaligen Präsidenten des einflussreichen Verbands der Automobilindustrie. Ebenfalls in Diensten der Bank steht seit seinem Ausscheiden aus der Politik der ehemalige bayerische Finanzminister Kurt Faltlhauser. Rothschild unterhält traditionell enge Beziehungen zur BayernLB. Den Kreis führt Klaus Mangold an, ehemals Vorstand von Quelle und der damaligen Daimler-Benz AG. Heute ist Mangold zudem Chef des Ost-Ausschusses der Deutschen Wirtschaft.
Von Thießen verspricht sich Rothschild nach eigenen Angaben starke Hilfe bei der erwarteten Konsolidierung der Versicherungsbranche. Seine Berufung folgt nur wenige Wochen nach dem Führungswechsel bei der deutschen Rothschild: Seit Jahresanfang leiten Dirk Pahlke und Hans Lotter die Frankfurter Tochter. Andreas Raffel, der zuvor die Rothschild-Tochter sechs Jahre geführt hatte, wechselte als Executive Vice Chairman nach London.
Thießen hatte als Vorstandschef Unternehmensteile mit unterschiedlicher Historie integriert, wie die Aachen-Münchener im katholischen Aachen und die früher gewerkschaftseigene Volksfürsorge in Hamburg. Thießen ist Diplom-, aber kein Versicherungsmathematiker. Er kam über die IT zur Versicherungsbranche. Nach dem Diplom als Mathematiker mit 22 promovierte er mit 25 über die Spieltheorie. 1977 ging er als Trainee zur Versicherungsgruppe Deutscher Herold und blieb dort in der IT-Abteilung hängen. 1985 wurde er EDV-Leiter der Aachen-Münchener-Gruppe und 1993 Vorstand der Aachen-Münchener-Tochter Volksfürsorge.
In den fünf Jahren an der Spitze der AMB Generali setzte er eine einheitliche Verwaltungs- und IT-Strategie durch. Sein Schritt, die Vertreterorganisation der Tochter Aachen-Münchener aufzulösen und nur noch über den Großvertrieb DVAG zu verkaufen, war intern hoch umstritten.
Bild(er):
Walter Thießen berät Rothschild bei Fusionen
Quelle: Financial Times Deutschland
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