Der US-Investor Warren Buffett hat sich nach langem Zögern von Joseph Brandon getrennt, dem Chef seines Rückversicherers General Re. Brandon galt lange als Favorit für die Nachfolge des 77-jährigen Buffett an der Spitze der Beteiligungsholding Berkshire Hathaway. Vorausgegangen war eine klare Warnung der Staatsanwaltschaft: Wenn Brandon das Unternehmen nicht verlasse, werde die Behörde die Ermittlungen gegen Gen Re wegen eines Skandals aus dem Jahr 2001 ausweiten.
Nachfolger Brandons, der auch Aufsichtsratsvorsitzender der Konzerngesellschaft Kölnische Rück ist, wird der langjährige Gen-Re-Manager Franklin „Tad“ Montross. Er ist zurzeit als President Mitglied der Gen-Re-Führung und Vorstandsmitglied der Kölnischen Rück.
Der 49-jährige Joseph Brandon habe beschlossen, mit sofortiger Wirkung zurückzutreten. Das teilte Buffetts Berkshire Hathaway gestern ohne ein Wort des Dankes in einer achtzeiligen Pressenotiz mit. Brandon galt als autokratisch und unbeherrscht, mehrfach beschimpfte er Manager mit unflätigen Ausdrücken vor der Führungsmannschaft. Trotzdem hielt Buffett bis jetzt an ihm fest. Gen Re, einer der zehn größten Rückversicherer weltweit, hatte zuletzt zwar Marktanteile verloren, aber gute Gewinne abgeliefert.
Zum Verhängnis wurde Brandon ein Rückversicherungsgeschäft mit dem US-Versicherungsriesen AIG. Wegen des Vorwurfs, es habe sich um ein Scheingeschäft zur Stützung des AIG-Aktienkurses gehandelt, wurden vier frühere Gen-Re-Spitzenmanager und ein AIG-Mitarbeiter gerade schuldig gesprochen, das Strafmaß steht noch aus. Zu den Angeklagten gehören Brandons Vorgänger Ronald Ferguson und die langjährige Finanzchefin Elizabeth Monrad. Brandon ist nicht angeklagt, steht aber unter Verdacht, als Vorstandsmitglied von dem umstrittenen Geschäft gewusst zu haben. Das trugen die Staatsanwälte beim Prozess vor. Sein Abgang könnte das Strafmaß für die fünf Angeklagten negativ beeinflussen.Herbert Fromme
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Nachfolger Franklin „Tad“ Montross
Quelle: Financial Times Deutschland
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