Mit einer offenbar gefälschten Pressemitteilung versucht ein Unbekannter, den Aktienkurs der Münchener Rück zu beeinflussen
Von Herbert Fromme Das Fax, das am 15. April um 12.31 Uhr eingeht, sieht vielversprechend aus. Eine Pressemitteilung der Münchener Rück in deren typischem Layout, mit fettem Schrägdruck „Entwurf“. Offenbar ein Insider, der der Presse etwas stecken will. Der Inhalt ist denn auch sensationell: Die Münchener Rück werde ihre Erstversicherungstochter Ergo mehrheitlich an den chinesischen Marktführer People’s Insurance Company of China (PICC) verkaufen, ihr Asset-Management mit dem der PICC fusionieren, einen weiteren Hauptsitz in Singapur einrichten und Marktführer in China werden.
Auf Nachfrage äußert sich die Gesellschaft eindeutig. Es handele sich um eine plumpe Fälschung. Weder gebe es den Verkauf der Ergo an die PICC noch ein Kooperationsabkommen. Ein Unbekannter versuche, am Tag vor der morgigen Hauptversammlung der Münchener Rück die Aktie zu bewegen.
Hätte jemand die „Sensationsmeldung“ aufgegriffen, wäre der Kurs nach oben geschossen, die Initiatoren hätten Kasse gemacht. Gestern zumindest ging der Plan des Urhebers dieser Mitteilung nicht auf: Die Aktie schloss mit 0,35 Prozent im Plus bei 124,85 Euro.
Gegen Fälschungen kann sich eine Gesellschaft kaum schützen – besonders wenn sie auf den ersten Blick plausibel wirken. Denn Münchener Rück und PICC arbeiten schon lange zusammen. So hält der Asset-Manager des Rückversicherers 19 Prozent an der PICC Asset Management, die Konzerntochter DKV ist an PICC Health beteiligt.
Manipulationsversuche werden aber überhaupt erst interessant für die Fälscher, wenn es reales Potenzial für einen Kurssprung gibt. Das ist hier zweifellos vorhanden. Die Aktionäre sind unzufrieden. Zwar hat das Unternehmen auch 2007 mit 3,9 Mrd. Euro einen Rekordgewinn vorgelegt, und der Aktie geht es besser als anderen Versicherungswerten. Aber gemessen am Dax ist der Verlauf miserabel. Vor acht Jahren kostete ein Papier knapp 400 Euro, heute 124Euro. Die Münchener Rück hat in der Zeit fast 70 Prozent verloren, der Dax sieben Prozent.
Anleger belohnen Taten – darauf setzten die Betrüger. Zwar ist ein Deal mit der PICC derzeit unwahrscheinlich. Dass aber Ergo irgendwann unter dem Druck des Marktes verkauft wird, ist nicht ausgeschlossen. Sehr genau sollte Konzernchef Nikolaus von Bomhard die Allianz beobachten. Ihr hat schon die Ankündigung Luft verschafft, dass sie die ungeliebte Dresdner Bank aufteilen und einen Teil eventuell verkaufen will. Auch der Touristikkonzern TUI wird auf Anlegerdruck die Schifffahrtstochter Hapag-Lloyd nun doch verkaufen.
Quelle: Financial Times Deutschland
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