Kurse am Zweitmarkt für Beteiligungen fallen · Experten führen unterschiedliche Gründe an · Größere Differenzierung bei den Preisen
Für viele Schiffsfonds sind die Preise auf dem Zweitmarkt seit Jahresbeginn gesunken. Das hat bei den Marktteilnehmern zu unterschiedlichen Reaktionen geführt. Die Käufer freuen sich und erwarten weitere Nachlässe. Fondshäuser beruhigen: Anleger bräuchten vor dramatischen Kurseinbrüchen keine Sorge zu haben, dazu gebe es keinen Anlass.
„Seit die Handelsplattformen existieren, sind die Preise aufgrund der positiven wirtschaftlichen Entwicklung der Schiffsbeteiligungen immer weiter gestiegen. Damit hat es jetzt ein Ende“, sagt Matthias Brinckman, Geschäftsführer des Zweitmarktanbieters Maritim Invest. Das Unternehmen stellt aus den erworbenen Fondsanteilen neue Fonds zusammen.
Immer mehr Anteile werden Maritim Invest von Schiffsfondsanlegern zum Kauf angeboten, gleichzeitig finden viele Beteiligungen keine Käufer, sagt Brinckman. Noch im vergangenen Jahr habe man jedes dritte bis vierte Angebot angenommen, heute sei es nur noch jedes fünfte bis sechste.
270 Versteigerungen von Schiffsbeteiligungen hat Maritim Invest im März auf den verschiedenen Plattformen beobachtet. In 138 Fällen sei das Mindestgebot, das sich meist an den noch zu Jahresende 2007 gezahlten Preisen orientierte, nicht erreicht worden.
Als Grund sieht Matthias Brinckman die steigenden Betriebskosten der Schiffe und den schwachen Dollar. Beides drückt die Ausschüttungen der Fonds. Da die Einnahmen in Dollar notieren, meist aber in Euro ausgeschüttet wird, bleibt für die Investoren in der Regel weniger übrig.
Das bestreiten auch die Emissionshäuser nicht. Aber es gebe Alternativen, sagt Jens Brandis, Geschäftsführer beim Fondshaus Hamburg. Statt Geld auszuzahlen, könne der Fonds es in Sondertilgungen stecken und somit das Schiff schneller entschulden. So habe das Fondshaus mit dem Beirat eines Fonds vereinbart, erst wieder auszuschütten, wenn der Euro bei 1,25 $ steht oder darunter .
Am Wert der Beteiligung ändere das auf längere Sicht nichts. „Die Werte der Schiffe sind immer noch unglaublich.“ Durch die Rekordpreise, die derzeit für fast alle Schiffstypen gezahlt werden, schlummerten hohe stille Reserven in den Fonds. Die entscheidende Frage für den Anleger sei aber, ob er nur die momentane Situation betrachte oder den Blick auf die zukünftige Entwicklung des Fonds richte, so Brandis.
Die Bewertungssysteme der professionellen Käufer zielten vor allem auf den abgezinsten Cashflow in Euro. Und der sinke mit dem schwachen amerikanischen Dollar, bei Tilgung sogar noch stärker, als wenn das Geld in Auszahlungen fließt, hält Brinckman dagegen. Deshalb kämen die Systeme in der derzeitigen Situation automatisch zu niedrigeren Preisen, die geboten werden können.
Ein Blick auf die erzielten Durchschnittskurse der einzelnen Plattformen (siehe Grafik) spiegele die gesunkenen Preise nicht wirklich wider, sagt Alex Gadeberg von der Fondsbörse Deutschland. Der Grund: Viele junge Fonds mit recht hohen Kursen seien in den vergangenen Monaten zum ersten Mal gehandelt worden.
Gadeberg beobachtet eine größere Differenzierung der Preise. Stärker als früher würden die Käufer auf die Rahmenbedingungen der einzelnen Fonds und Schiffe achten. „Auch im März gab es noch Rekordkurse.“ Für die Schnäppchenjäger unter den Käufern werde es gleichzeitig immer schwerer. „Die Anleger verkaufen nicht mehr zu unvernünftigen Preisen. Das ist für die Marktentwicklung sehr gut“, so Gadeberg.
Katrin Berkenkopf
Quelle: Financial Times Deutschland
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