Dresdner zwingt Allianz zum Handeln

Institut steckt in den roten Zahlen fest · Versicherer dringt auf rasche Aufspaltung · Assekuranzgeschäft läuft deutlich besser

VON Christine Mai, Frankfurt, und Ilse Schlingensiepen, Köln Nach dem erneut desaströsen Ergebnis der Dresdner Bank im ersten Quartal 2008 treibt die Allianz die Aufspaltung ihrer Problemtochter voran. Bis Ende August solle die Ausgliederung des inländischen Privat- und Firmenkundengeschäfts in eine eigenständige Tochtergesellschaft abgeschlossen sein, bekräftigte Allianz-Finanzchef Helmut Perlet Ende vergangener Woche.

Die Dresdner Bank litt in den ersten drei Monaten des Jahres über die Segmente hinweg stark unter der anhaltenden Finanzkrise und fuhr unter dem Strich einen Verlust von 513 Mio. Euro ein. Eine Prognose für das Institut wagte die Allianz nicht mehr. Weitere Belastungen seien möglich, so der Konzern. Im April habe es zwar eine Erholung an den Märkten gegeben, sagte Perlet. Anfang Mai habe sich die Situation aber wieder verschlechtert.

Die Probleme bei der Dresdner Bank überschatten erneut die Ergebnisse des Versicherungskonzerns. Der Konzern reagiert und spaltet die Bank in das Privat- und Firmenkundengeschäft einerseits und die Investmentbank Dresdner Kleinwort andererseits auf . So bereitet sich die Allianz auf die erwarteten Verkäufe und Fusionen auf dem deutschen Bankenmarkt vor. Die neue Privat- und Firmenkundentochter könnte mit der Postbank zusammengeführt werden, wenn diese wie erwartet zum Verkauf gestellt wird. Perlet sagte, die Allianz wolle in der anstehenden Konsolidierung eine aktive Rolle spielen. „Wir müssen uns dabei alle Optionen ansehen“, sagte er.

Im ersten Quartal musste die Dresdner Bank Abschreibungen von 845 Mio. Euro auf forderungsbesicherte Anleihen (Asset-Backed Securities, ABS) verkraften. Hinzu kamen Belastungen im Zusammenhang mit Anleiheversicherern von 95 Mio. Euro und mit der mittlerweile auf die Bücher genommenen Zweckgesellschaft K2 von 19 Mio. Euro. Die Bank hat nun noch Wertpapiere von 1,9 Mrd. Euro im Handelsbuch, die als kritisch einzustufen sind.

Besonders deutliche Spuren hinterließ die Krise aber im operativen Geschäft – und das sowohl im Investmentbanking als auch im Geschäft mit Privat- und Firmenkunden. Die nur noch geringe Aktivität etwa bei Emissionen oder Fusionen und Übernahmen sowie die gesunkene Risikobereitschaft ließen Erträge und Provisionen von Dresdner Kleinwort im Vergleich zum Vorjahr einbrechen. Dabei hatte die Bank von dem damaligen Boom noch weit weniger profitiert als ihre direkten Konkurrenten.

Die Allianz hat auf die Probleme bereits reagiert: Das Geschäft mit strukturierten Produkten wird eingedampft, rund 450 Stellen werden gestrichen. Dieser Abbau sei mittlerweile vollzogen, sagte Perlet. Bei Dresdner Kleinwort fiel ein operativer Verlust von 575 Mio. Euro an, nach einem Gewinn von 220 Mio.Euro im Vorjahresquartal. Die Boni der Beschäftigten gingen daraufhin deutlich zurück. Dies war der Hauptgrund für den Rückgang des Personalaufwands der Bank insgesamt um fast 20 Prozent auf 719 Mio. Euro.

Auch im Geschäft mit Privat- und Firmenkunden bekam die Bank die Auswirkungen der Krise zu spüren. Der niedrigere Provisionsüberschuss sei in erster Linie darauf zurückzuführen, dass sich die Kunden in diesem Segment mit Wertpapiergeschäften zurückhielten, so der Konzern. Analysten vermuten hingegen, dass die Bank Marktanteile verliert. Wie einige Topmanager der Dresdner Bank zuvor sagte dagegen auch Perlet, dass Spekulationen um die Zukunft des Instituts keine Kunden abschreckten. Der operative Gewinn des Segments ging auf 217 Mio. Euro zurück, nach 312 Mio. Euro im Vorjahresquartal.

Dass es im Versicherungsgeschäft deutlich besser für die Allianz lief, konnte das trübe Bild kaum aufhellen. Freude machte dem Konzern vor allem das Schaden-/Unfallgeschäft. Hier stieg das operative Ergebnis um 16,7 Prozent auf 1,5 Mrd. Euro. Die Allianz sei in diesem Gebiet, das seit Jahren der Hauptgewinnbringer ist, sehr gut unterwegs, sagte Perlet.

Grund für das gute Abschneiden seien die selektive Zeichnungspolitik, die Preisdisziplin und die Erfolge bei der Kostensenkung. Der Versicherer sei in einer Position, in der er nicht Geschäft um jeden Preis annehmen müsse, sagte Perlet. „Wir können die Risiken auswählen, die wir für risikogerechte Prämien annehmen wollen.“

Der Wettbewerb in der Schaden-/Unfallversicherung sei nach wie vor scharf, die Prämienentwicklung liege bis jetzt aber noch im Rahmen der Erwartungen. In der Autoversicherung seien die Preise gesunken, in den anderen Bereichen gebe es aber stabile bis leicht steigende Prämien.

In der Lebensversicherung hat die Kapitalmarktkrise anders als in der Schaden-/Unfallversicherung Spuren hinterlassen. „Die Kunden halten sich als Reaktion auf die Finanzkrise zurück“, so Perlet. Das Prämienvolumen im Segment Leben- und Krankenversicherung sank um 2,3 Prozent auf 12,3 Mrd. Euro.

Eine Prognose für das Gesamtjahr wollte Perlet nicht abgeben. „Ich sehe keinen Grund, warum sich die Versicherungssegmente schlechter entwickeln sollten als im letzten Jahr“, sagte er aber.

Bild(er):

Desaströse Zahlen der Dresdner Bank erhöhen den Druck, die Aufspaltung zügig zu schaffen – FTD-Grafik

Quelle: Financial Times Deutschland

Dieser Beitrag ist nur für Premium-Abonnenten vom Versicherungsmonitor persönlich bestimmt. Das Weiterleiten der Inhalte – auch an Kollegen – ist nicht gestattet. Bitte bedenken Sie: Mit einer von uns nicht autorisierten Weitergabe brechen Sie nicht nur das Gesetz, sondern sehr wahrscheinlich auch Compliance-Vorschriften Ihres Unternehmens.

Diskutieren Sie mit