Versicherer legen sich mit Fonds an

Marktführer Allianz Leben forciert das Geschäft mit Einmalbeiträgen ·Interview mit VorstandschefMaximilian Zimmerer

VON Herbert Fromme, Stuttgart Die Konkurrenz zwischen Fondsanbietern und Lebensversicherern um die Vermögensanlage wohlhabender Deutscher wird deutlich an Schärfe gewinnen. „Die Fondsindustrie und die Banken gehen in den Bereich der Vorsorge, die Lebensversicherer bieten nicht nur Altersvorsorgeprodukte gegen laufenden Beitrag, sondern zunehmend auch gegen Einmalbeitrag an“, sagte Maximilian Zimmerer, Chef der Allianz Lebensversicherung, der Financial Times Deutschland. Fonds und Banken hätten schon 30 Prozent des Marktes für Riester-Verträge erobert, bisher eine Domäne der Versicherer, so der 50-jährige Jurist.

Die Ankündigung Zimmerers deutet auch auf verschärften Wettbewerb innerhalb der Allianz Gruppe hin. Schließlich gehört mit Allianz Global Investors, früher Dit, eine der größten deutschen Fondsgesellschaften zum Konzern.

Bei der Vermögensanlage sieht Zimmerer deutliche Vorteile für die Versicherer. „Wir bringen beispielsweise zum 1. Juli neue Sofortrenten-Policen auf den Markt, die nach dem Vorbild der ,Variable Annuities` in den USA gebaut sind“, sagte Zimmerer. Dabei lege der Kunde zwar sein Geld in Fonds an, mit einem Aktienanteil von wahlweise 75 Prozent oder 50 Prozent, habe aber trotzdem eine lebenslang garantierte Rente. Entwickelt sich der Fonds positiv, wird die Rente dauerhaft angehoben.

Nur mit solchen Angeboten könne die Lebensversicherungsbranche Wachstum erzielen. Dabei helfe allerdings auch die Abgeltungsteuer, die Fonds trifft, Lebenspolicen aber nicht. „Wir müssen dabei von Standards weg und unsere Produkte je nach Zielgruppe unterschiedlich gestalten.“

Vom der Entwicklung des Marktes ist Zimmerer enttäuscht. „Ich hätte mir ein höheres Wachstum vorgestellt.“ Die Riester-Rente laufe gut, aber zum großen Teil zulasten anderer Formen der Lebensversicherung.

Die Allianz steht im ersten Quartal 2008 allerdings deutlich besser da als die Konkurrenz – bei den Neubeiträgen legte sie um 63,5 Prozent zu. „Hierzu haben in besonderem Umfang Sonderfaktoren beigetragen“, sagte Zimmerer. Der Industriekonzern MAN hat Betriebsrentenzusagen an Mitarbeiter ausfinanziert, das machte einmalig 220 Mio. Euro aus. Zum Anstieg der Neubeiträge im Quartal trug auch die Anpassung der Riester-Renten bei. „Außerdem haben viele Kunden ihre fälligen Lebensversicherungen zunächst in einem Parkdepot angelegt.“ Das zähle als Neugeschäft, auch wenn das Geld im Schnitt nur ein Jahr bei der Allianz bleibe. Im vollen Jahr 2008 werde das Wachstum sehr viel niedriger ausfallen.

Dazu trage wahrscheinlich auch das Versicherungsvertragsgesetz mit seinen neuen Regeln für den Vertragsabschluss und die Information der Kunden bei. Der ab heute vorgeschriebene Kostenausweis für Lebensversicherungen schreckt ihn nicht sehr: „Nach den Erfahrungen aus dem Ausland steigt hierdurch der Beratungsbedarf, das Neugeschäft als solches wird aber nicht wesentlich beeinflusst“, sagte Zimmerer. Bei anderen Regeln wünscht er sich, dass sie nach zwei Jahren Praxistest überprüft werden. „Dann müsste man das Gesetz wohl entrümpeln, ich glaube, wir haben zu viel Bürokratie darin und zu viele Unterlagen, die der Kunde ohnehin nicht liest.“

Der Generalumbau der Allianz in Deutschland befinde sich 2008 in der heißen Phase, sagte Zimmerer. Anlaufschwierigkeiten seien unvermeidlich. „Im Jahr 2008 wird es noch dauerhaft rumpeln, das ist völlig normal.“ Die Verlagerungen von Prozessen in Callcenter und die Neustrukturierung der Arbeitsprozesse bedürfen offenbar guter Ausbildung. Im Startgebiet Nordost seien Anfangsschwierigkeiten – stundenlang war die Telefonanlage nicht erreichbar – überwunden.

Zitat:

„Ich hätte mir ein höheres Wachstum vorgestellt“ – Maximilian Zimmerer –

Quelle: Financial Times Deutschland

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