Mutterkonzern Allianz schiebt Beschluss über Verkauf auf · Gespräche mitCommerzbank und Santander
Von Herbert Fromme, Köln,
und Christine Mai, Frankfurt
Der Aufsichtsrat der Allianz-Tochter Dresdner Bank wird nach Angaben aus Finanzkreisen am Freitag zu einer außerordentlichen Sitzung zusammenkommen. Dem Gremium liegt der Interessenausgleich vor, den Vorstand und Betriebsrat erzielt haben. Die Dresdner Bank teilt sich auf in eine Bank für Privat- und Firmenkunden sowie ein Institut für Kapitalmarktgeschäft und Investmentbanking. Der Interessenausgleich sieht vor, dass die Dresdner Bank bis Ende 2011 auf betriebsbedingte Kündigungen verzichtet – es sei denn, sie schließt sich mit einem anderen Institut zusammen.
Über den von der Muttergesellschaft Allianz betriebenen Verkauf der Dresdner Bank wird der Dresdner-Aufsichtsrat heute nicht beraten, heißt es in Finanzkreisen weiter. Das sei ohnehin Sache des Allianz-Aufsichtsrats.
Allianz und Dresdner Bank wollten nicht Stellung nehmen zu einem Bericht der „Börsen-Zeitung“ vom Donnerstag, nach dem der Versicherer am Freitag Einzelheiten zum geplanten Verkauf seiner Bank nennen werde. Dem Bericht nach hat die Fusion mit der Commerzbank Präferenz. Unternehmenskreise hielten eine solche Ankündigung für „extrem unwahrscheinlich“. Die Allianz-Aktie legte am Donnerstag um 4,9 Prozent auf 105,97 Euro zu.
Allianz-intern hieß es dagegen, der Prozess könne sehr wohl noch bis Ende des Jahres dauern. Zurzeit spricht der Münchner Konzern mit einer Reihe von Interessenten, unter ihnen sind die Commerzbank und die spanische Bank Santander. Immer unwahrscheinlicher wird dagegen eine Dreierlösung aus Commerzbank, Dresdner Bank und Postbank – obwohl sie von der Bundesregierung und dort vor allem vom Finanzministerium immer wieder eingefordert wird.
Commerzbank und Dresdner kennen sich gut. Kurz vor der Übernahme der Dresdner durch die Allianz im Jahr 2001 stand eine Fusion der beiden Banken schon einmal auf der Tagesordnung. In Geheimtreffen am Münchner Flughafen zwischen Dresdner-Großaktionär Allianz und den beiden Banken war eine Einigung in fast allen Punkten erzielt worden. Der Deal scheiterte schließlich daran, dass der damalige Commerzbank-Chef Martin Kohlhaussen ultimativ die Kontrolle über die Fondsgesellschaften für die Bank verlangte, während die Allianz sie für ihr neues Kerngeschäftsfeld Asset Management wollte.
Ein bedeutendes, aber überwindbares Problem ist die starke Stellung der italienischen Versicherung Generali. Sie hält 8,6 Prozent an der Commerzbank und ist Versicherungspartner der Bank. „Die Generali müsste man herauskaufen“, hieß es in den Kreisen. Auf jeden Fall würde die Allianz die Dresdner als Sacheinlage in die Commerzbank einbringen und darauf zielen, unter 50 Prozent an der neuen Bank zu besitzen. Damit könnte sie die volatilen Bankergebnisse aus ihrer Bilanz heraushalten.
Charme hätte auch ein Tausch mit der spanischen Bank Santander – die Allianz könnte die Dresdner abgeben und dafür die Versicherer von Santander in Spanien und Lateinamerika erhalten. In Spanien erzielten diese Versicherer 2007 3,1 Mrd. Euro Prämie, die Allianz kam dort auf 2,9 Mrd. Euro. Zusammen wären sie nach Mapfre die klare Nummer zwei im Markt. Verbunden mit einem langfristigen Kooperationsvertrag zumindest für Deutschland und Spanien hätte die Allianz ihr Geschäftsfeld erheblich ausgeweitet. Die momentane Kooperation mit der Banco Popular verläuft dagegen nur mäßig erfolgreich.
Quelle: Financial Times Deutschland
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