Direct-Line-Deutschlandchef Kiel wechselt zum Marktführer · Autoversicherungüber das Internet gewinnt an Gewicht
Von Herbert Fromme, Köln,
und Martin Scheele, Hamburg
Der Allianz-Konzern verstärkt die Führung seiner Direktversicherer in Europa. Zum 1. Oktober wechselt Albrecht Kiel nach München, zurzeit noch Deutschlandchef des britischen Direktversicherers Direct Line. Entsprechende FTD-Informationen bestätigte ein Allianz-Sprecher. In Finanzkreisen hieß es, der 43-jährige Kiel solle mittelfristig die gesamte europäische Direktversicherung verantworten, als Chief Executive für Allianz Direct Europe. Unter Direktversicherung versteht die Branche den Vertrieb per Internet, Post und Telefon, also nicht über Makler oder Vertreter.
Allianz Direct Europe existiert zurzeit nur als Marketing-Oberbegriff für die Direktversicherer in den verschiedenen westeuropäischen Märkten, die den dortigen Allianz-Töchtern gehören, nicht aber als eigenständiges Unternehmen.
Allerdings halten Branchenkreise es für sehr gut möglich, dass die Allianz diese Unternehmen zusammenlegt, um über Ländergrenzen hinweg Skalenvorteile zu nutzen und einheitlich aufzutreten. In Osteuropa ist die Allianz bereits mit der Firma Allianz Direct New Europe unterwegs, die in mehreren Ländern Geschäft zeichnet.
Vorbild für ein engeres Zusammenrücken auch in Westeuropa könnte Zurich Financial Services sein. Die Tochter Zurich Connect sitzt in Dublin, hat das Callcenter aber in Bratislava, die IT in Barcelona und die Buchhaltung in Krakau.
Ein Allianz-Sprecher bestritt, dass Änderungen an der Struktur der Direktversicherer geplant seien: „Kiel wird die Hälfte seiner Zeit für den deutschen Direktversicherer Allianz 24 arbeiten, die andere Hälfte für das Kompetenzzentrum Direktversicherung in München.“ Es wird von Alessandro Santoliquido geleitet.
Der Direktvertrieb gewinnt vor allem in der Autoversicherung an Fahrt. Führend ist hier HUK-Coburg, deren Tochter HUK 24 inzwischen 809 000 Fahrzeuge versichert hat. Marktführer Allianz kam in Deutschland aus Rücksicht auf seine Vertreter sehr viel später mit einem rivalisierenden Angebot auf den Markt und hatte Ende 2007 erst 177 000 Fahrzeuge auf diesem Weg versichert. Neuere Zahlen gibt der Konzern nicht bekannt.
Mit Kiel kommt ein ausgewiesener Marketing- und Direktvertriebsexperte zur Allianz. Nach dem MBA-Studium in Detroit arbeitete er im Marketing bei Unilever, dem Bertelsmann Buchclub, als Vorstand bei Brockhaus und ab 1998 als Marketingchef Deutschland des Versicherers Axa. 2003 wechselte er zur deutschen Direct Line.
Kiel kann bei der Allianz möglicherweise bald mit seinen bisherigen Direct-Line-Kollegen ein Wiedersehen feiern. Denn die Allianz gehört zu den Bietern für das Versicherungsgeschäft der Royal Bank of Scotland. Kernstück ist die britische Direct Line, einschließlich des deutschen Büros.
Quelle: Financial Times Deutschland
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