Aktien von Münchener Rück und Hannover Rück brechen ein · Schwache Börsenmachen Abschreibungen erforderlich
VON Herbert Fromme, Köln
Die starken Kursverluste der vergangenen Monate haben die Münchener Rückversicherung zu Abschreibungen auf ihre Aktienanlagen gezwungen. Am Freitag musste der Konzern seine ehrgeizigen Gewinnziele für 2008 drastisch zurückschrauben. Der weltgrößte Rückversicherer löste damit einen Kurssturz aus. Die Aktie fiel zeitweise um fast 13 Prozent und schloss bei 107,88 Euro, was einem Tagesverlust von 7,34 Prozent entsprach.
Dem Münchener-Rück-Rivalen Hannover Rück, weltweit die Nummer vier der Branche, erging es noch schlimmer. Die Aktie stürzte sogar um 21 Prozent ab. Eine Sprecherin hatte gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters erklärt, das zur Talanx-Gruppe gehörende Unternehmen prüfe die Gewinnziele für 2008. Der Wert schloss mit minus 7,2 Prozent bei 29,97 Euro.
Anders als der Rivale Swiss Re leidet die Münchener Rück nicht direkt unter den Folgen der Krise am US-Hypothekenmarkt. Doch indirekt schon – als großer Investor am Kapitalmarkt. Die Münchener Rück entschied sich allerdings dagegen, die starken Kursverluste an den Weltbörsen abzufedern und damit in ihren Büchern zu kaschieren. Denn bei diesen externen Problem dürfte es nicht bleiben. Tatsächlich dürfte das Ergebnis 2008, spätestens 2009 auch angesichts deutlich sinkender Preise in der Rückversicherung im Kerngeschäft unter Druck geraten.
Die Gewinnwarnung untergräbt die Strategie von Konzernchef Nikolaus von Bomhard, mit zuverlässig vorgelegten Rekordgewinnen seine Eigner wieder für sich und die Aktie zu begeistern. Anfang September 2000 stand das Papier noch bei 371,88 Euro. Nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 sowie hohen Nachforderungen gegen die Rückversicherer aus den Jahren 1997 bis 2001 hatte es die Münchener Rück wie die Branche sehr schwer, das Vertrauen der Investoren zu erhalten.
Die dümpelnde Aktie schwächt das Unternehmen in der Auseinandersetzung mit aktivistischen Großaktionären. Der schwedische Hedge-Fonds Cevian ist 2007 mit drei Prozent eingestiegen und hat weitreichende Forderungen angemeldet, die bis zur Trennung von Erst- und Rückversicherung gehen. Cevian, hinter dem der US-Investor Carl Icahn steht, dürfte bis zur Hauptversammlung 2009 seine Position klarer gemacht haben, dann stehen Wahlen zum Aufsichtsrat an.
Von Bomhard ist strikt gegen einen Verkauf der Tochter Ergo. Auch sie musste einen Rückgang des Gewinns ankündigen. Statt 480 Mio. Euro bis 600 Mio. Euro werde das Unternehmen 320 Mio. Euro bis 380 Mio. Euro verdienen, teilte der Vorstand ebenfalls am Freitag mit.
Die Münchener Rück räumte am Freitag ein, dass die Finanzkrise für erheblichen Abschreibungsbedarf sorgt. Deshalb sei das bisherige Gewinnziel von 3,0 Mrd. Euro bis 3,4 Mrd. Euro für 2008 nicht einzuhalten, der Konzern werde aber immer noch deutlich über 2 Mrd. Euro verdienen. „Maßgeblicher Grund hierfür sind die Turbulenzen auf den Kapitalmärkten“, teilte Finanzchef Jörg Schneider mit. 2007 hatte der Konzern 3,94 Mrd. Euro verdient, darin waren allerdings Sonderfaktoren von 400 Mio. Euro enthalten.
Auf Basis vorläufiger Eckdaten sei mit einem Konzerngewinn von rund 600 Mio. Euro für das zweite Quartal 2008 zu rechnen. Im Vergleichszeitraum des Vorjahrs waren es 1,16 Mrd. Euro. Zwar hat die Münchener Rück nur rund sieben Prozent ihrer Kapitalanlagen in Aktien angelegt. Bei einem Gesamtportfolio von 166 Mrd. Euro macht das aber immer noch 11 Mrd. Euro aus. Seit Jahresbeginn seien der EuroStoxx 50 und der Dax mit Stichtag 30. Juni um 20 Prozent und 24 Prozent zurückgegangen.
Bleibt es bei dem gegebenen Kursniveau der Aktienmärkte, wäre auch im zweiten Halbjahr mit weiteren Abschreibungen auf Aktien zu rechnen, so die Münchener Rück. Dies gelte nicht, wenn es zu einer signifikanten Kurserholung komme. Mittelfristig stehe man zu den Gewinnzielen, so Schneider. Auch der Aktienrückkauf wird fortgesetzt, bis Anfang 2009 erwirbt der Konzern eigene Aktien für 1 Mrd. Euro. Bis 2010 will er durch Gewinnsteigerung und Aktienrückkäufe den Gewinn pro Aktie auf 18 Euro steigern. 2007 betrug er noch 13,50 Euro. Die vollständigen Quartalszahlen kommen am 6. August.
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Die Probleme im Kerngeschäft
Quelle: Financial Times Deutschland
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