König & Cie. beerdigt zwei Beteiligungsmodelle mit gebrauchten Lebensversicherungen. Die Anlageklasse steckt in der Krise
VON Patrick Hagen
Bei vielen Anlegern galten Lebensversicherungsfonds als wenig aufregende, aber vergleichsweise sichere Investition. Damit dürfte es jetzt vorbei sein. Seit zwei geschlossene Fonds des Hamburger Initiators König & Cie. in Schieflage geraten sind und abgewickelt werden müssen, ist die Stimmung im Markt gekippt. Auch Fonds anderer Anbieter entwickeln sich schlechter als gedacht. Neue Fonds will derzeit niemand auf den Markt bringen.
Damit könnte das abrupte Ende einer Anlageklasse eingeläutet sein, die zwar keine enormen Renditen, aber durch die Garantieverzinsung deutscher Lebensversicherungen eine gewisse Sicherheit versprach. Das Hamburger Fondshaus MPC brachte 2002 den ersten geschlossenen Fonds mit Zweitmarktpolicen auf den Markt. Der Bundesverband Vermögensanlagen im Zweitmarkt Lebensversicherungen (BVZL) schätzt, dass deutsche Policenfonds seit 2002 rund 895 Mio. Euro bei Anlegern eingesammelt haben. Seit 2006 stagniert die Entwicklung allerdings. Anleger fanden die Investition in Fonds mit britischen Lebensversicherungen attraktiver. Diese haben kaum Garantien, versprechen aber höhere Renditen.
Auch wenn es gut läuft, lassen sich mit deutschen Lebensversicherungen nicht so hohe Renditen erzielen wie mit Immobilien oder Containerschiffen. Deshalb arbeiten die Policenfonds mit einem deutlich höheren Fremdkapitalhebel – mehr als 70 Prozent sind die Regel. Den Fonds Deutsche Leben 1 und Deutsche Leben 2 von König & Cie. ist dieser hohe Fremdkapitalhebel jetzt zum Verhängnis geworden. Die Rückflüsse aus den Lebensversicherungen waren niedriger als erwartet und reichten nicht einmal aus, um die laufenden Kosten zu decken. Die Policen werden jetzt verkauft und teilweise gekündigt. Die Anleger verlieren dabei einen Teil ihrer Einlage. Bei einer Kündigung des Vertrags bekommen sie vom Versicherer nur den Rückkaufwert, der unter dem Preis liegt, zu dem sie die Policen angekauft haben. Und es könnte noch schlimmer kommen. König & Cie. prüft derzeit einen dritten Fonds mit deutschen Policen. Es droht eine weitere Abwicklung.
Auch andere Anbieter sind betroffen. „Alle haben Probleme, aber keiner scheint derzeit so stark betroffen zu sein wie König & Cie“, sagt Wolfhart Fabarius vom Informationsdienst Fondstelegramm. Das bestätigt auch Marktführer MPC. „Die Überschussbeteiligungen sind hinter den Erwartungen zurückgeblieben“, sagt Sprecher Till Gießmann. „Aber keiner unserer Fonds steht vor der Rückabwicklung oder Auflösung.“ Alle Fonds hätten im vergangenen Jahr Ausschüttungen geleistet.
„Die MPC-Fonds konnten durch ihr größeres Volumen das Risiko im Portfolio besser streuen“, sagt Experte Fabarius. Zudem habe MPC bei seinen Fonds offenbar günstigere Bankkredite bekommen als etwa König & Cie. „Durch unsere Größe haben wir auch eine bessere Verhandlungsposition“, bestätigt MPC-Sprecher Gießmann.
Auch das Fondshaus HCI, das über seine Tochter HSC Fonds mit deutschen Lebensversicherungen aufgelegt hat, gibt Entwarnung. „Die Probleme von König & Cie. können wir für unsere Produkte nicht sehen“, sagt Sprecher Ingo Pfeil. Das gilt auch für Hannover Leasing. „Wir kamen in einer Phase auf den Markt, in der die Versicherer wieder steigende Überschüsse gezahlt haben“, sagt Bereichsleiter Christoph Dembinsky. Auch Fonds mit britischen Lebensversicherungen sind nicht betroffen.
Die Zukunft deutscher Lebensversicherungsfonds sieht dennoch düster aus. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass ein Initiator hier einen neuen Lebensversicherungsfonds mit deutschen Policen auflegt“, sagt Fabarius. Auch BVZL-Vorstand Thomas Laumont glaubt nicht, dass sich in den nächsten sechs Monaten ein Anbieter an einen deutschen Policenfonds wagen wird. Er rechnet aber mit einem Comeback der Anlageklasse. „Wenn das Zinsniveau nach unten geht, kommen auch die Lebensversicherungsfonds wieder.“
Die Krise der Policenfonds hat Folgen für Aufkäufer, die Fondshäuser mit Lebensversicherungen beliefern. Unternehmen wie Cash Life kaufen Policen von Kunden, die vor Ende der Laufzeit kündigen wollen, und zahlen dafür mehr als den Rückkaufwert. Diese Policen geben sie an Fondshäuser wie MPC oder König & Cie. weiter, die damit geschlossene Fonds auflegen. Jetzt ist dieser Absatzweg ins Stocken geraten, und die Aufkäufer bleiben auf ihren Policen sitzen.
Quelle: Financial Times Deutschland
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