Gesellschaft verlangt neue Gebühr von 100 Euro pro Rechnung ·Versicherungseinkäufer fühlen sich übervorteiltEuro
VON Herbert Fromme, Köln
Deutschlands größter Versicherungsmakler Aon Jauch & Hübener hat eine Gebühr von 100 Euro pro Rechnung für Industriekunden eingeführt, die zusätzlich zur normalen Prämie berechnet wird. Bei Versicherungseinkäufern stößt die Maßnahme auf Unverständnis. In einem Schreiben an die Kunden macht Aon-Deutschlandchef Ralph Liebke die EU-Vermittlerrichtlinie und das neue Versicherungsvertragsgesetz verantwortlich. „Um all den damit verbundenen rechtlichen Anforderungen und formalisierten Pflichten im Sinne unserer Kunden gerecht zu werden, verwenden wir darauf einen erhöhten Personal- und Zeitaufwand“, so Liebke. Deshalb habe die zum US-Konzern Aon gehörende Firma die in anderen Ländern übliche Gebührenpraxis auch in Deutschland eingeführt.
Bei mittelständischen Unternehmen mit 12 000 Euro Jahresprämie und fünf Verträgen verteuert die Gebühr die Versicherungskosten um spürbare vier Prozent, hieß es in Industriekreisen.
Sehr kritisch äußerte sich der Deutsche Versicherungs-Schutzverband (DVS), der die Industrie in Versicherungsdingen vertritt. „Wir sehen nicht, inwiefern den Kunden ein Mehrwert als Gegenleistung für diese einseitig erhobene Sonderzahlung zukommen sollte“, sagte Philipp Andreae aus der DVS-Geschäftsführung. Das sei der erneute Versuch eines Großmaklers, wirtschaftliche Schwierigkeiten auf dem Rücken der Kunden auszutragen. Besonders verärgert sind Kunden, die mit Aon einen Beratervertrag abgeschlossen haben und ihre Policen deshalb auf Nettobasis abschließen, also ohne Provisionskosten. In den Verträgen seien alle Kosten eingeschlossen, deshalb sei die neue Gebühr unzulässig, hieß es. Aon sieht das aber anders.
Bei Nichtzahlung der Gebühr will der Makler jedoch nicht mahnen. Dann soll der zuständige Berater mit dem Kunden sprechen.
Aon sucht mit der Gebühr neue Einnahmequellen. Global agierende Makler wie Aon, Marsh und Willis leiden unter Umsatzeinbrüchen. Die Preise in der Industrieversicherung sinken – und damit auch ihre Provisionen. Dazu kommt, dass die Großmakler nach schweren Skandalen keine umsatzbezogenen Sonderprovisionen mehr kassieren dürfen. Marsh und Willis versuchen deshalb seit 2007, von den Versicherern zwei Prozent Sonderprovision zusätzlich zu den üblichen rund 15 Prozent durchzusetzen.
Eine Rechnungsgebühr lehnt Marsh aber ab. „Wir halten diesen Ansatz für falsch“, sagte Georg Bräuchle, Mitglied der Geschäftsleitung. „Nicht der Kunde, sondern der Versicherer sollte dem Makler die Kosten zum Beispiel für das Ausstellen von Policen vergüten“, sagte er. Schließlich erbringe der Makler Dienstleistungen, die eigentlich Aufgabe des Versicherers seien. Willis-Deutschlandchef Ralf Geck von Kaenel hat ebenfalls keine Pläne für die Einführung einer Gebühr. „Bei den Kunden kommt diese Aktion eines Wettbewerbers nicht gut an“, sagte er. Bei wirtschaftlichen Problemen müssten Makler Provisionen oder Honorare neu verhandeln, nicht einseitig Gebühren einführen.
Quelle: Financial Times Deutschland
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