Schlechte Wirtschaftslage könnte den Deal beeinträchtigen
Von Patrick Hagen
Die Zukunft von Deutschlands größter Containerreederei bewegt eine ganze Stadt. „Hapag-Lloyd gehört zu Hamburg“, stand auf einem Spruchband, mit dem Beschäftigte gegen einen Verkauf der Reederei ins Ausland protestierten. Hamburgs Wirtschaftssenator Axel Gedaschko bezeichnete eine mögliche Übernahme durch ausländische Investoren als „unfreundlichen Akt“.
Im März hatte Tui-Chef Michael Frenzel die Schifffahrts-Tochter Hapag-Lloyd auf Druck seines Großaktionärs John Fredriksen zum Verkauf gestellt. Seitdem kochen die Emotionen in Hamburg über. Stein des Anstoßes ist die Reederei Neptun Orient Lines (NOL) aus Singapur, die Hapag-Lloyd kaufen und mit ihrer Containerlinie APL verschmelzen möchte. Hinter NOL steht der Staatsfonds Temasek.
Das will eine Gruppe von Kaufleuten um den in der Schweiz ansässigen Logistiker Klaus-Michael Kühne verhindern, die von der Hamburger Regierung unterstützt wird.
NOL versucht, die Befürchtungen von Belegschaft und Stadt zu zerstreuen. Unternehmenschef Ron Widdows verweist auf die Übernahme der US-Reederei APL durch NOL vor neun Jahren. „APL wurde von einer ausländischen Firma als Unternehmen übernommen, das seinerzeit auf eine 150-jährige Geschichte zurückblickte.“ NOL habe damals die Marke APL beibehalten.
Neben dem Lokalpatriotismus könnte die eingetrübte Stimmung in der Schifffahrt das Bieterverfahren beeinflussen. Die Frachtraten sind unter Druck, neue Schiffe drängen auf den Markt – in der Branche herrscht Nervosität.
Die Hamburger Bietergruppe und NOL sind die einzigen verbliebenen Interessenten für Hapag-Lloyd, ihre Angebote sind niedriger als erhofft. Die börsennotierte NOL steht unter Druck der Anleger, nicht zu viel zu bezahlen.
Zurzeit will deshalb niemand eine dritte Möglichkeit ausschließen: „Ich halte es für wahrscheinlich, dass TUI den Verkauf absagt“, sagt ein Branchenanalyst, der anonym bleiben möchte. Das wäre im Sinne von TUI-Großaktionär und Tankergigant Fredriksen, der zwar die Schifffahrt von der Touristik trennen möchte, dafür aber eine Abspaltung anstelle eines Verkaufs bevorzugt. Er hat Frenzel bereits gedroht, einen Verkauf verhindern zu wollen, falls der Preis zu niedrig ist.
Quelle: Financial Times Deutschland
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