Aufsichtsräte beider Häuser entscheiden am Sonntag
Von Tim Bartz, Frankfurt,
Herbert Fromme , Köln,
Sven Clausen, Hamburg,
und James anderlini, peking
Kurz vor dem Ende des Pokers um die Dresdner Bank schält sich die Commerzbank als Favorit für den Kauf des Rivalen heraus. Der China Development Bank (CDB), die mehr bieten und komplett in bar bezahlen will, werden nach FTD-Informationen weit geringere Erfolgschancen eingeräumt. „Die Commerzbank liegt klar vorn“, sagten Insider.
Eine Einigung könnte am Sonntag erzielt werden: Dann tagen die Aufsichtsräte der Commerzbank in Frankfurt und der Dresdner-Mutter Allianz in München, um über die Fusion zu beraten. Zwar ist möglich, dass die Entscheidung vertagt wird. Wahrscheinlicher ist aber, dass die Kontrolleure die Fusion von Dresdner und Commerzbank zum dann zweitgrößten Geldhaus nach der Deutschen Bank abnicken.
Analysten taxieren die Dresdner auf 9 Mrd. Euro. Gekauft hatte sie die Allianz 2001 für 24 Mrd. Euro. Aktuell soll sie mit 14 Mrd. bis 16 Mrd. Euro in den Büchern der Allianz stehen – womit dem Versicherer ein hoher Buchverlust selbst dann sicher ist, falls die CDB das Rennen gewinnt.
In Finanzkreisen wird aber angezweifelt, dass die CDB ernsthaft bietet – nichts ist bekannt von einer gegenseitigen Buchprüfung, wie sie Commerzbank und Dresdner seit Monaten betreiben. Zwar kann die Staatsbank ihr Geld lockerer investieren als die Commerzbank, die ihren Aktionären verpflichtet ist. Gleichwohl wird im Umfeld der Verhandlungen gemutmaßt, dass die Allianz den Preis hochtreiben will. Zudem droht politischer Widerstand bei einem Erfolg der CCB.
Für Verdi hui, daheim pfui Auch in ihrer Heimat genießt die CDB nicht den besten Ruf. So heißt es in einer aktuellen Stellungnahme der staatlichen Bilanzprüfungsbehörde, dass die Bank in großem Stil hochriskante Kreditlinien verlängert hat. Einige ihrer Standards für die Vergabe mittel- und langfristiger Darlehen entsprächen nicht einmal grundlegenden Anforderungen. Fans haben die Chinesen dagegen bei Verdi: Die Dienstleistungsgewerkschaft fürchtet den Abbau von bis zu 12 000 Stellen, sofern die Commerzbank den Zuschlag erhält, und bevorzugt daher die CDB.
Klar ist, dass die Dresdner als Ganzes verkauft wird, sollte am Sonntag eine Entscheidung fallen. Ein Allianz-Sprecher bestätigte, dass die per Ende August geplante Aufspaltung des Instituts in eine Investmentbank- und eine Privatkundensparte vorerst ausgesetzt worden ist. Damit wollte die Allianz den getrennten Verkauf beider Sparten erleichtern.
Erwartet wird vielmehr, dass die Commerzbank die Dresdner komplett übernimmt und deren Investmentbanktochter Kleinwort radikal zusammenstreicht. Dort liegen jene riskanten Wertpapiere, die die Dresdner-Bilanz zuletzt verhagelt haben. Finanzieren dürfte die Commerzbank den Kauf mit einem Mix aus Vermögensverkäufen, Kapitalerhöhung und Aktientausch. So ist geplant, dass die Allianz einen Minderheitsanteil an der neuen Bank hält. Zudem könnte sie die Commerzbank-Fondstochter Cominvest bekommen. Auf dem Prüfstand steht auch der Zehn-Prozent-Anteil der Commerzbank am Industriegasekonzern Linde für 1,4 Mrd. Euro. Klappt die Fusion, wird die Commerzbank zunächst vermutlich 51 Prozent der Dresdner kaufen, 2009 den Rest.
Quelle: Financial Times Deutschland
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