Managerhaftpflicht-Policen sind für kleinere Unternehmen zurzeit günstig
Von Anja Krüger
und Ilse Schlingensiepen
Mittelständische Unternehmen profitieren von dem starken Wettbewerb unter Anbietern von Managerhaftpflicht-Policen. Für die Firmen ist es zurzeit günstig, ihr Führungspersonal gegen Ansprüche zu versichern, die aus der Berufstätigkeit resultieren können. „Versicherer drängen massiv in den Mittelstand“, sagt Lars Heitmann vom Versicherungsmakler Funk-Gruppe.
Früher kostete ein Fehler den Manager unter Umständen den Job. Heute muss er damit rechnen, dass Anleger, Eigentümer oder Kontrollorgane nach einem teuren Fehler rabiat Schadenersatz fordern. Im schlimmsten Fall muss der Manager mit seinem Privatvermögen haften.
Davor soll ihn eine spezielle Versicherung schützen, die sogenannte Directors and Officers Liability (D&O). In der Regel kaufen die Unternehmen die Police und zahlen die Prämie, versicherte Personen sind die Manager. Ein typischer D&O-Schaden: Der Geschäftsführer eines Bauunternehmens macht bei der Kalkulation eines Auftrags einen Fehler und setzt den Preis für den Kunden so niedrig an, dass die Firma einen Verlust erleidet.
Zu den profiliertesten Anbietern im Markt gehören die amerikanischen Gesellschaften AIG und Chubb, die Allianz, die Talanx-Tochter HDI-Gerling oder die Zurich. In der Vergangenheit deckten sie vor allem Großunternehmen mit D&O-Policen ein. Mittelständler im Blick hatten kleinere Versicherer wie R+V oder die der Aachen Münchener, der Gothaer und weiteren Versicherern gehörende VOV. Doch mittlerweile wollen alle in den Mittelstand. Die jüngste Offensive startete AIG. Deren Makler Wüba bietet ab dem kommenden Jahr Policen speziell für Firmen mit einem Umsatz bis zu 50 Mio. Euro an.
Die Branche ist ausgesprochen verschwiegen, über Einnahmen und Ausgaben sagen die Versicherer nichts. Schätzungen zufolge liegen die Prämieneinnahmen der D&O-Anbieter in Deutschland zwischen 300 und 500 Mio Euro. Einen guten Markt- und Preisüberblick haben unabhängige Makler. Ein mittelständisches Unternehmen mit einem Umsatz von 100 Mio. Euro muss nach Angaben von Makler Heitmann im Schnitt mit einer Prämie von 12 000 Euro bis 16 000 Euro für eine Deckungssumme von 10 Mio. Euro zahlen.
„Je nach individueller Risikolage des Unternehmens gibt es Ausreißer nach unten oder oben“, sagt er. Bei Neuabschlüssen oder Anbieterwechseln seien die Policen günstiger als bei Vertragsverlängerungen. Von einem Wechsel nur wegen einer günstigeren Prämie rät Heitmann allerdings ab. Denn nach einem Wechsel riskiert der Kunde, dass es bei einem Schaden zum Streit kommt, welcher Versicherer dafür zuständig ist.
Dabei ist die Lage bei einem Schaden ohnehin schwierig genug. Nach Angaben des Kölner Rechtsanwalts Michael Bücken steht die Leistungspflicht des Versicherers nur bei sieben Prozent aller Fälle in der D&O-Versicherung von vornherein eindeutig fest. In den übrigen Fällen unterstützt der Versicherer den Manager bei der Abwehr des Anspruchs, er übernimmt etwa Anwaltskosten.
Gerade kleine und mittlere Unternehmen sollten für den Abschluss einer Managerhaftpflicht-Police unbedingt externen Sachverstand hinzuziehen, rät Bücken. „Man darf als Unternehmen nicht blauäugig auf den Versicherer zugehen und sagen: Ich brauche eine D&O-Versicherung. Damit kann man böse hereinfallen.“ Ein großes Problem sind Ausschlussklauseln, die in den Bedingungen versteckt sind. „Das Wichtigste bei der D&O ist das Kleingedruckte“, sagt Bücken. Manager, deren Firmen für sie eine Police kaufen, sollten beim Abschluss mit am Tisch sitzen.
Quelle: Financial Times Deutschland
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