Yamato Life überschuldet · S&P relativiert Gefahrenpotenzial · Deutsche Branche befürchtet keine Totalausfälle
VON Michiyo Nakamoto, Tokio,
und Herbert Fromme, Köln
Der Lebensversicherer Yamato Life ist das erste direkte Opfer der globalen Krise in Japans Finanzbranche. Die Verpflichtungen des Unternehmens, das am Freitag Insolvenz anmelden musste, überstiegen das Vermögen um 11,5 Mrd. Yen (85 Mio. Euro). Sein Zusammenbruch trug mit dazu bei, dass der Tokioter Leitindex mit 9,6 % den drittgrößten Verlust seiner Geschichte erlitt.
Das mittelgroße, nicht börsennotierte Unternehmen ist die Nummer 33 im japanischen Markt. „Der weltweit durch den Subprime-Schock ausgelöste Rückgang des Werts unserer Kapitalanlagen war unerwartet hoch“, sagte Yamato-Präsident Takeo Nakazono. Yamato arbeitete mit einer vergleichsweise hohen Kostenbasis, vor allem im Vertrieb, und versuchte, das durch eine aggressive Kapitalanlagestrategie auszugleichen. Dazu gehörte ein hoher Anteil von Aktien und alternativen Investments.
Nachdem der Wert der Kapitalanlagen verfiel, suchte Yamato frisches Geld – „aber die Kreditknappheit verbreitete sich rascher als erwartet“, sagte Nakazono. Die japanische Finanzaufsicht erklärte, Yamatos Anlageverhalten sei nicht typisch. Die Regierung rechne nicht mit weiteren Zusammenbrüchen.
Weltweit sehen sich Versicherer vor großen Problemen durch die Finanzkrise. Das beschränkt sich nicht mehr auf einzelne Unternehmen wie den schwer angeschlagenen US-Versicherer American International Group (AIG), der inzwischen 123 Mrd. $ Staatsgelder braucht, um die Insolvenz zu vermeiden. Während AIG sich mit der Absicherung von Kreditrisiken übernommen hatte, leiden Rivalen an ihren ganz normalen Investitionen. Die Rating-Agentur Standard & Poor’s änderte am Freitag ihren Ausblick für die US-Lebensversicherungsbranche von „stabil“ auf „negativ“. „Die Auswirkungen der Turbulenzen in den Kredit- und Aktienmärkten machen sich in der Lebensversicherung bemerkbar“, schreiben die S&P-Analysten.
Allerdings seien die fundamentalen Stärken der Branche unangetastet. Die erwarteten Herabstufungen einzelner Unternehmen würden sich im Bereich von ein bis zwei Stufen bewegen, also keine dramatischen Schritte bedeuten, so S&P.
Bei Anlegern kamen die Versicherungsaktien in der vergangenen Woche etwas weniger unter die Räder als andere Werte – nachdem sie in den Vorwochen besonders heftig gelitten hatten. Der Index für europäische Versicherer der Rating-Agentur AM Best verzeichnete einen Rückgang um 16 Prozent, während der Euro Stoxx 50 um 24 Prozent absackte. In den USA war es umgekehrt, hier brachen die Versicherer um 25 Prozent ein, der Dow Jones insgesamt um 18,2 Prozent.
In Europa haben einzelne Gesellschaften bereits ihre Belastungen veröffentlicht. Der Schweizer Versicherer Zurich Financial meldete vergangene Woche Abschreibungsbedarf von 615 Mio. $. Die Summe verteilt sich auf die Zusammenbrüche von Sigma Finance (275 Mio. $), Washington Mutual (45 Mio. $) und Lehman Brothers (295 Mio. $). Insgesamt hat Zurich Financial 200 Mrd. $ angelegt.
Auch deutsche Versicherer dürften noch Abschreibungsbedarf haben. Zurzeit halten sich die Gesellschaften aber mit Stellungnahmen zurück. Kunden müssen kaum mit Totalausfällen rechnen, sofern sie nicht fondsgebundene Policen gekauft haben – die allerdings 25 Prozent des Neugeschäfts der Branche ausmachen. Hier kann sich das Vermögen des Kunden deutlich reduzieren. Oft haben die Versicherer bei den fondsgebundenen Angeboten den Kapitalerhalt garantiert, bei Riester ist das sogar Vorschrift. Allerdings würde der reine Kapitalerhalt bei Verträgen, die über Jahrzehnte laufen, ebenfalls einen erheblichen Verlust bedeuten.
In die klassischen Kapitallebensversicherungen sind Puffer eingebaut. Deshalb werden Kunden den Schaden erst mittelfristig spüren. Die Experten sind sich einig, dass die meisten Gesellschaften die momentane Verzinsung von durchschnittlich 4,4 Prozent auf den Sparanteil des Beitrags kaum halten können. Einigen dürfte es in diesem Jahr schwerfallen, die Garantiezinsen zu verdienen. Die schwanken je nach Jahr des Vertragsbeginns zwischen dem heutigen Satz von 2,25 Prozent und vier Prozent. Im Schnitt liegen sie bei knapp über drei Prozent.
Quelle: Financial Times Deutschland
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