Anbieter besorgt wegen wachsender Kosten bei Großschäden
Von Herbert Fromme
Die Rückversicherer Münchener Rück und Swiss Re wollen durchsetzen, dass die drastisch steigende Inflation in Verträgen stärker berücksichtigt wird. Dafür sind sowohl höhere Preise als auch eine Anpassung der Bedingungen erforderlich, glauben sie.
„Die steigende Inflation macht uns Sorgen“, sagt Jacques Aigrain, Chef des Weltmarktzweiten Swiss Re. Vor allem beunruhigt ihn die „medizinische Inflation“ durch bessere und teurere Behandlungsmethoden. Auch die „soziale Inflation“ wird zu einem immer größeren Problem. Sie ist vor allem der Tatsache geschuldet, dass Gerichte Klägern zunehmend höhere Schadenersatzansprüche zusprechen, weil die Wertesysteme der Gesellschaften sich ändern.
Rückversicherer übernehmen hohe Haftpflichtdeckungen, zum Beispiel in der Absicherung von Autorisiken. Wenn ein Schaden über 20 Jahre oder länger abgewickelt wird, weil ein Unfallopfer schwerbehindert bleibt, sorgt die Inflation für eine höhere Schadenbelastung als zum Zeitpunkt des Vertragsabschlusses angenommen. In Europa vereinbaren Versicherer und Rückversicherer dafür in der Regel Indexklauseln, die Preissteigerungen auffangen sollen. „Diese Klauseln müssen angepasst werden“, fordert Swiss-Re-Vorstand Michel Liès. In den USA sollten sie neu eingeführt werden.
Die Inflation wirkt sich nicht nur bei lang laufenden Haftpflichtdeckungen negativ aus. Auch bei den Sachdeckungen spielt sie eine Rolle, sagt Torsten Jeworrek, Vorstandsmitglied der Münchener Rück: „Zusammen mit steigenden Werten und Globalisierung führt die Inflation zu höheren Sach- und Betriebsunterbrechungsschäden.“
Nicht nur Rückversicherer leiden, wenn die Inflation in Verträgen nicht adäquat berücksichtigt wird, glaubt Swiss-Re-Chef Aigrain. „Auch der Geschädigte in einem Unfall hat Probleme, möglicherweise erhält er nicht die volle Entschädigung.“ Versicherte müssten ihrerseits damit rechnen, unterversichert zu sein. Für die Assekuranz könne herauskommen, dass sie für Neugeschäft unrealistisch niedrige Preise verlangt – weil die tatsächliche Belastung der bestehenden Verträge gar nicht klar ist.
Quelle: Financial Times Deutschland
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