Privatbanken wollen Notfonds nutzen

Steinbrück erwartet Antrag in wenigen Tagen · Konzertierte Aktion geplant ·Hypo Real Estate prescht vor

VON Peter Ehrlich, Jens Tartler, Berlin, Christine Mai, Frankfurt,

Herbert Fromme , Köln

Die deutschen Großbanken sind nach Darstellung der Bundesregierung nun doch bereit, das staatliche Rettungspaket zu nutzen. Finanzminister Peer Steinbrück (SPD) sagte gestern Abend der FTD: „In den nächsten vier bis fünf Tagen wird es eine ganze Reihe von Instituten geben, die die Hilfe in Anspruch nehmen werden.“

Darunter seien auch Banken, die sich zuvor anders öffentlich geäußert hätten, sagte Steinbrück. Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann hatte noch vor wenigen Tagen vor Managern seines Instituts gesagt, er würde sich „schämen“, Steuergeld anzunehmen.

In Regierungskreisen wurde damit gerechnet, dass die Großbanken am kommenden Freitag nach Börsenschluss gemeinsam einen Antrag bei der staatlichen Stabilisierungsanstalt Soffin auf Garantien stellen werden. Ein wichtiger Grund für das Hilfeersuchen sei, dass die deutschen Banken wegen der Auswirkungen der Pleite der US-Investmentbank Lehman Brothers hohe zusätzliche Beträge in den deutschen Einlagensicherungsfonds einschießen müssen.

Rolf Friedhofen, Finanzvorstand der HypoVereinsbank, zeigte sich am Abend offen für eine Beteiligung seines Instituts an einer konzertierten Aktion. Seine Bank werde aber höchstens die staatlichen Garantien für den Interbankenhandel in Anspruch nehmen – und diese nur unter der Voraussetzung, dass „sämtliche Banken sagen, wir nehmen den Schirm“. Das insgesamt 500 Mrd. Euro umfassende Notpaket sieht zudem Eigenkapitalspritzen und den Aufkauf von Ramschwertpapieren vor.

In Finanzkreisen hieß es, eine konzertierte Aktion sei wahrscheinlich, aber noch nicht beschlossen. Dabei werde es aber nur um die Bürgschaften gehen, nicht um andere Teile des Rettungspakets. „Das wäre ein gutes Signal“, hieß es dazu. „Wir hängen doch alle voneinander ab.“

Bislang hatten sich die privaten Banken erheblich geziert. Vor allem eine Kapitalzufuhr aus dem Rettungspaket schreckt sie ab, weil diese mit massiven staatlichen Auflagen etwa beim Gehalt, der Geschäfts- und Dividendenpolitik verbunden ist.

Börsennotierte Institute fürchten zudem, sie könnten an den Märkten abgestraft werden. Sollten sie nur Bürgschaften beantragen, wären die Konsequenzen nicht so weitgehend – die Gehaltsgrenze etwa gilt dann nicht. Bei einer konzertierten Nutzung der Garantien könnte die Hemmschwelle der Banken nutzen, doch auch Kapitalspritzen anzufragen.

Dem Vernehmen nach könnten sich alle großen Rrivatbanken an einer gemeinsamen Aktion beteiligen – selbst die Deutsche Bank. Ackermanns Äußerung, kein Kapital vom Staat zu benötigen, hatte ihm harsche Kritik eingebracht. Er habe das Paket diskreditiert, so der Vorwurf der Regierung.

Commerzbank und Dresdner Bank hatten bislang lediglich erklärt, sie prüften eine Nutzung des Pakets. Die Postbank hatte erst am Montag bekannt gegeben, dass sie sich frisches Kapital von rund 1 Mrd. Euro besorgt – von ihrer Mutter Deutsche Post. Ihr Chef Wolfgang Klein deutete aber auch an, dass ein gemeinsames Vorgehen mehrerer Institute möglich sei.

Als erste Privatbank zapft die Hypo Real Estate (HRE) das Paket an. Das Institut gab gestern bekannt, eine Garantie des Notfonds für einen zusätzlichen Liquiditätskredit der Deutschen Bundesbank in Höhe von insgesamt 15 Mrd. Euro zu beantragen. Die Bank hatte zuvor bereits mit einem Rettungspaket im Umfang von über 50 Mrd. Euro aufgefangen werden müssen.

Hypo Real macht mit 18

Quelle: Financial Times Deutschland

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