Aktienrückkauf eingestellt · Finanzvorstand relativiert Gerüchte umKapitalschwäche
Von Herbert Fromme, Köln
Der Rückversicherer Swiss Re hat gestern einen Verlust für das dritte Quartal gemeldet, den ersten Quartalsverlust seit sechs Jahren. Der weltweit zweitgrößte Anbieter war mit 304 Mio. Franken (205 Mio. Euro) im Minus, verglichen mit einem Gewinn von 884 Mio. Franken im Vergleichszeitraum des Vorjahres.
„Anders als einige Konkurrenten weisen wir aber in den ersten neun Monaten einen Gewinn auf“, sagte Finanzchef George Quinn. Namen nannte er nicht, bezog sich aber wohl auf den Marktvierten Hannover Rück, der vor zwei Wochen einen Verlust von 140 Mio. Euro für Januar bis September vorab nennen musste und heute Zahlen vorlegen will. Am Freitag folgt die Münchener Rück.
Swiss Re hat sein Aktienrückkaufprogramm über insgesamt 7,75 Mrd. Franken, von dem bisher 51 Prozent abgearbeitet waren, ausgesetzt. „Damit reagieren wir auf die hohen Unsicherheiten in den internationalen Kapitalmärkten sowie auf Veränderungen im Rückversicherungsmarkt“, sagte Quinn. Es gebe Anzeichen für eine wachsende Nachfrage nach Rückversicherung und steigende Preise. Um den Trend nutzen zu können, braucht Swiss Re das Kapital.
Den Quartalsverlust führte er auf deutlich schlechtere Zahlen im Lebens- und Krankengeschäft zurück. Die Sterblichkeit sei gestiegen, außerdem musste Swiss Re hohe Abschreibungen auf Kapitalanlagen vornehmen. Dazu kamen höhere Schäden aus dem Hurrikan Ike, der das Unternehmen nicht – wie im September angekündigt – 250 Mio., sondern 365 Mio. Franken kostet. Dazu kommen 289 Mio. Franken Abschreibungen aus den strukturierten Kreditderivaten, die das Unternehmen schon 2,7 Mrd. Franken gekostet haben.
Zudem nahm Quinn zu Marktgerüchten Stellung, die von einem Wechsel an der Spitze bis zur Notwendigkeit von Staatshilfe reichen. „Bei vielen Leuten gibt es ein tiefes Unverständnis über unsere Exponierung zu Kreditderivaten“, sagte er der FTD. „Sie glauben, dass wir dieselben Anlagen wie die Banken haben.“ Das sei aber nicht der Fall. Außerdem verfüge der Konzern über einen hohen Kapitalüberschuss. Unterstützung bekam Swiss Re gestern von der Rating-Agentur Standard & Poor’s, die ihr „AA“ für den Rückversicherer bestätigte.
Auf die Frage, warum es gerade über Swiss Re und nicht über die Münchener Rück solche Gerüchte gebe, antwortete Quinn: „Wir haben den Markt im November 2007 mit einer Gewinnwarnung überrascht.“ Damals musste der Rückversicherer die ersten Einschläge durch Kreditderivate melden. „Viele Leute fürchten jetzt, dass weitere Überraschungen kommen.“ Das sei aber unbegründet, kaum jemand sei so transparent wie die Swiss Re.
Quelle: Financial Times Deutschland
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