Fondshäuser leiden unter Käuferstreik der Privatanleger · Lloyd Fonds entlässt 15 Prozent der Belegschaft
Von Patrick Hagen, Köln
Das Fondshaus MPC Capital senkt zum dritten Mal in diesem Jahr seine Gewinnprognose und erwartet jetzt für 2008 einen Verlust von 70 Mio. Euro. Das Hamburger Unternehmen begründete das mit Abschreibungen von 80 Mio. Euro auf seinen Anteil am Fondshaus HCI Capital. Ursprünglich wollte MPC dieses Jahr 50 Mio. Euro verdienen, hatte dieses Ziel aber schon zweimal gesenkt und erwartete zuletzt immer noch einen Gewinn zwischen 18 Mio. Euro und 23 Mio. Euro.
Emissionshäuser legen geschlossene Fonds auf und sammeln dafür Eigenkapital von Privatanlegern ein. Mit solchen Fonds können sich Investoren an Schiffen, Immobilien, Flugzeugen oder Ölplattformen beteiligen. Jetzt hat die Finanzkrise endgültig die Ergebnisse der Fondsanbieter erreicht, obwohl Analysten wie Gesellschaften noch bis vor wenigen Wochen mit einem veritablen vierten Quartal 2008 geplant hatten: Zum einen ist das Schlussquartal traditionell das wichtigste der Branche. Zum anderen gelten geschlossene Fonds als einer der Gewinner der Einführung der Abgeltungsteuer zum 1.1. 2009. Dennoch stockt der Verkauf, weil Anleger seit Beginn der Finanzkrise in einen Käuferstreik getreten sind.
MPC gehören 41 Prozent von HCI, die mit einem Anschaffungswert von 140 Mio. Euro in den Büchern standen. Den Buchwert der HCI-Aktien hat das Unternehmen jetzt auf 60 Mio. Euro reduziert. MPC sei zu den Abschreibungen nicht verpflichtet gewesen, sagte ein Unternehmenssprecher. „Aber es gab ohnehin Marktspekulationen, und das hat unseren Aktienkurs belastet.“ HCI hatte vergangene Woche bekannt gegeben, dass das Unternehmen für 2008 mit einem Verlust von 9 Mio. Euro bis 13 Mio. Euro rechnet.
Der Konkurrent Lloyd Fonds kündigte Anfang der Woche an, in den nächsten Monaten 15 Prozent der Mitarbeiter zu entlassen. „Aufgrund der dramatischen Situation an den Finanzmärkten sind wir wesentlich schneller zu Anpassungen gezwungen, als wir ursprünglich geplant hatten“, sagte Finanzvorstand Michael Seidel.
Die Anleger sind infolge der Finanzkrise verunsichert und zögern, ihr Geld langfristig zu investieren. Bis September sei der Vertrieb noch gut gelaufen, sagte Lloyd-Fonds-Vorstandschef Torsten Teichert vergangene Woche auf einer Fachtagung: „Jetzt läuft praktisch gar nichts mehr im Markt.“
Der Marktführer MPC konnte in den ersten neun Monaten des Jahres 463 Mio. Euro einwerben, während es 2007 noch 662 Mio. Euro waren. „Wir platzieren derzeit pro Woche rund 7 Mio. Euro“, sagte ein MPC-Sprecher. „In den vergangenen Jahren waren es im Durchschnitt 15 Mio. Euro.“ Das Unternehmen vertreibt 60 Prozent seiner Fonds über Banken, den Rest über freie Vertriebe. Vor allem der Verkauf über den Bankschalter läuft schlecht. „Manche Banken haben den Vertrieb bis zum Jahresende bereits eingestellt“, sagte der Sprecher.
Die Fondshäuser kommen außerdem von einer zweiten Seite unter Druck. Die Banken sind in der Kreditvergabe restriktiver geworden und verlangen höhere Risikoprämien, das macht manche Fondsprojekte unrentabel. Dazu kommen schlechte Marktbedingungen für viele Anlageformen.
So leidet die Schifffahrt massiv unter den Folgen der Finanzkrise. Die Charterraten, die wichtigste Einnahmequelle von Schiffsfonds, sind im freien Fall, und es wird immer schwerer für Reeder, kostendeckend zu arbeiten. MPC hat deshalb Ende Oktober seinen Schiffsfonds „MPC Offen Flotte 2“ vom Markt genommen. Das Unternehmen hat noch für rund 1 Mrd. Euro Schiffe bestellt, für deren Finanzierung noch Fonds aufgelegt werden sollen.
Für die großen Fondshäuser ist die Finanzierung von Schiffen das wichtigste Geschäft. Bei MPC stecken 40 Prozent des eingesammelten Eigenkapitals in Schiffsfonds.
Quelle: Financial Times Deutschland
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