Reaktion auf die Krise · Managerhaftung im Mittelpunkt
Von Herbert Fromme, Köln
Großmakler Aon und die Allianz bieten gemeinsam erstmals eine Deckung an, die Großkunden gegen Insolvenzen anderer Versicherer schützen soll. „Man muss das Undenkbare denken“, sagte Marguerite Soeteman-Reijnen aus dem Aon-Management für Europa und den Nahen Osten. Aufseiten der Allianz ist die Industrieversicherungssparte Allianz Global Corporate & Specialty für das Produkt zuständig.
Mit dem neuen Angebot gestehen Aon und Allianz ein, dass zumindest bei der Kundschaft die Sorge über mögliche Krisenfolgen für die Versicherer größer ist als in der Branche selbst. Unter den Kunden führe die Krise zu „Sorgen über mögliche Versichererinsolvenzen“, so Soeteman-Reijnen.
Die Deckung steht nur Firmen außerhalb der Finanzwirtschaft zur Verfügung. Konzerne mit Hauptquartier in den USA sind ebenfalls ausgeschlossen, US-Aktivitäten ansonsten aber gedeckt.
Die Initiative von Aon und Allianz ziele nicht speziell auf Versicherte des angeschlagenen US-Anbieters AIG, der nur dank 150 Mrd. $ Staatshilfe den Konkurs abwenden kann. „Da gibt es eine ganze Reihe von Versicherern, die die Krise spüren“, so Soeteman-Reijnen.
Die Deckung bezieht sich auf die Managerhaftpflicht, also die Directors‘ & Officers‘ Liability Insurance (D&O), und die allgemeine Haftpflicht. Der Ausfall eines D&O-Versicherers kann im Ernstfall zur Vernichtung des Privatvermögens eines Managers führen.
Solche Risiken werden meist in mehreren Schichten gedeckt – der erste Versicherer bis 10 Mio. Euro, die beiden folgenden bis 25 Mio. und so fort. Da die Risiken sehr langfristig sind und die Versicherer hohe Schadenreserven aufbauen, können Kunden oft nicht bei Zweifeln den Anbieter wechseln. Hier setzen Allianz und Aon an. Die Allianz bietet eine Exzedenten-Deckung mit 25 Mio. Euro, die über den anderen Layern liegt. Eine „Drop down“-Klausel vereinbart, dass die Allianz bei Ausfall eines Versicherers in einem der unteren Layer zahlt.
Zum Beispiel: Ein Unternehmen hat einen Haftpflichtschaden von 20 Mio. Euro über dem Selbstbehalt. Der Versicherer des unteren Layers zahlt seine 10 Mio. Euro, von den beiden im nächsthöheren Layer, die zusammen 10 Mio.Euro zahlen müssten, ist einer inzwischen pleite. Dann würde unter der neuen Deckung die Allianz 5 Mio.Euro zahlen.
Quelle: Financial Times Deutschland
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