Versicherungskonzern schreibt mehr als 1 Mrd. Euro ab · Bessere Zahlen für 2009 versprochen
Von Herbert Fromme, Hannover
Der Gewinn des Versicherungskonzerns Talanx bricht 2008 voraussichtlich um 93 Prozent ein. Nach 477 Mio. Euro im vergangenen Jahr verdient Talanx 2008 wohl nur 32 Mio. Euro, teilte Konzernchef Herbert Haas am Dienstagabend mit. Hohe Abschreibungen von 1,1 Mrd. Euro auf Aktien und weitere Wertberichtigungen von 160 Mio. Euro auf Firmen- und Bankenanleihen belasten die Gruppe.
Talanx ist mit 18,9 Mrd. Euro Prämieneinnahmen – ein Minus von 1,1 Prozent – die Nummer drei im deutschen Markt. Der Konzern agiert als Versicherer von Unternehmen und Privatleuten unter den Marken HDI-Gerling, Aspecta, PB-Versicherung und CiV.
Zur Gruppe gehört auch der weltweit viertgrößte Rückversicherer Hannover Rück. Hier fiel mit der Großteil des Verlusts auf Aktien an. Zusätzlich negativ wirkte sich aus, dass Talanx diese Verluste auf Aktienanlagen – anders als bei Lebensversicherern – nicht steuerlich geltend machen konnte.
Man könne nicht seriös vorhersagen, ob die Hannover Rück 2008 einen Verlust mache oder nicht, sagte der Vorstandsvorsitzende Wilhelm Zeller. Das hänge von der Entwicklung von Naturkatastrophenschäden ebenso ab wie von weiteren möglichen Abschreibungen auf Anleihen. Für die ersten drei Quartale hatte der Rückversicherer ein Defizit von 140 Mio. Euro gemeldet.
Konzernchef Haas erteilte aber allen Vermutungen eine Absage, Talanx könne sich von seiner Mehrheit von 50,2 Prozent an der Tochter trennen. Der eigene Rückversicherer sei unverzichtbar für die Strategie des Unternehmens, vor allem in der Industrieversicherung.
Haas kündigte für 2009 eine Rückkehr zu alter Ertragsstärke an. „Wir werden die Scharte auswetzen können.“ Die Kapitalerträge würden deutlich besser ausfallen. Dazu kämen höhere Preise in der Industrie- und Autoversicherung.
Talanx sei weiterhin an Übernahmen interessiert, vor allem in Mittel- und Osteuropa sowie Lateinamerika. Die Probleme anderer Gesellschaften brächten manche Gelegenheit auf den Markt. Auch Zukäufe von Teilen der angeschlagenen AIG-Gruppe schloss Haas nicht aus. „Zur Zeit sind die Preise aber noch zu hoch.“
Negative Auswirkungen der AIG-Probleme auf den Konzern werde es nicht geben, sagte Rück-Chef Zeller. Zwar werde AIG sein Volumen von heute 100 Mrd. $ Prämie deutlich auf rund 40 Mrd. $ reduzieren, aber das werde zu anderen Gesellschaften gehen, die ebenfalls Rückversicherungsschutz kaufen müssten. „Egal, wo das Geschäft ist, wir kriegen es“, sagte Zeller.
Für Übernahmen hat Talanx Barreserven sowie eine Kreditlinie von 1 Mrd. Euro, die 2012 ausläuft. „Das heißt aber nicht, dass unser Börsengang bis 2012 stattfinden muss, wir können auch refinanzieren“, sagte Haas. Der Konzern gehört einem von der deutschen Industrie 1903 gegründeten Versicherungsverein auf Gegenseitigkeit. Seit 1998 plant Talanx, damals noch HDI, den Gang an die Börse, hat ihn aber bislang immer wieder aufgeschoben. „Der Börsengang ist ein Thema und wird ein Thema bleiben“, sagte Haas.
Im laufenden Jahr wirkt sich die Krise nicht nur bei den Kapitalanlagen negativ aus. „Eine indirekte Auswirkung ist die große Verunsicherung der Verbraucher“, sagte Haas. Die Lebensversicherer in der Gruppe HDI-Gerling Leben – darunter der Maklerversicherer Aspecta – mit Sitz in Köln erlitten einen Neugeschäftseinbruch um 24,3 Prozent auf 275 Mio. Euro Jahresprämien-Äquivalent. „Aspecta verkauft keinerlei Riester-Produkte und hat deshalb nicht von der automatischen Erhöhung zu Jahresanfang 2008 profitiert“, sagte Haas. Die auf den Bankvertrieb spezialisierte Bancassurance-Gruppe in Hilden dagegen verzeichnete einen Zuwachs des Neugeschäfts um 13 Prozent, davon die Hälfte durch die Riester-Anpassung. Hier kooperiert Talanx über die Versicherungstöchter PB und CiV mit Postbank und Citibank Deutschland. Nach der geplanten Übernahme der Postbank durch die Deutsche Bank rechnet sich Talanx Chancen aus, insgesamt mit der Deutschen ins Geschäft zu kommen, sagte Haas. Zurzeit ist die Zurich der Versicherungspartner des Bankenprimus.
Quelle: Financial Times Deutschland
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