Assekurata analysiert private Krankenversicherer · Kostenspanne von 6 bis 21Prozent
Von Ilse Schlingensiepen, Köln
Kunden der privaten Krankenversicherer (PKV) zahlen im Durchschnitt 13,6 Prozent ihrer monatlichen Prämie für Verwaltungs- und Vertriebskosten. Das zeigt erstmals eine Analyse der Kölner Versicherungsratingagentur Assekurata. Zwischen den Unternehmen gibt es große Unterschiede, die Werte reichen von 5,9 Prozent bis 20,6 Prozent. „Der Markt spreizt sich“, sagte Assekurata-Geschäftsführer Reiner Will.
Assekurata hat die Kosten in vergleichbaren Tarifen bei 27 Gesellschaften untersucht, die über 90 Prozent des Markts abdecken. Die Agentur hat alle Kosten einbezogen – auch jene, die Versicherer ihren Kunden nicht zeigen müssen.
PKV-Unternehmen sind wie die Lebensversicherer seit dem 1. Juli 2008 verpflichtet, die in die Versicherungsprämie einkalkulierten Kosten in Euro und Cent auszuweisen. Doch oft ist diese Darstellung nicht vollständig. Die PKV-Branche hat die Regelung ohnehin von Anfang an kritisiert. Das Argument: Die Verträge in der Krankenversicherung haben eine unbegrenzte Laufzeit, die Prämien verändern sich, deshalb seien konkrete Kosten kaum genau zu berechnen. Wegen der bei den Anbietern unterschiedlichen Kalkulation seien die Werte ohnehin nicht vergleichbar, hieß es.
„Wir wollten zeigen, dass es nicht unmöglich ist, die Kosten auf eine vergleichbare Basis zu stellen“, sagte Will. Bei der Wahl eines PKV-Unternehmens sollten Kunden die Kostenaspekte allerdings nicht überbewerten. „Man muss immer das Leistungsniveau im Blick haben“, sagte Will. Dass die PKV ein hohes Kostenniveau hat, sei nicht verwunderlich. „Die Krankenversicherung ist ein beratungs- und betreuungsintensiveres Geschäft als andere Versicherungssparten.“
Den vom Gesetzgeber verlangten Ausweis der absoluten Abschlusskosten sieht Will skeptisch. Es blieben zu viele Faktoren außen vor. Der Kostenausweis bringe den Kunden keinen Mehrwert. „Nur Versicherungsexperten mit Kenntnissen der Prämienkalkulation haben die Möglichkeit, die ausgewiesenen Abschlusskosten aussagefähig zu interpretieren und kritisch zu hinterfragen“, sagte er.
PKV-Marktführer Debeka, der nach der HUK-Coburg den niedrigsten Kostenanteil aufweist, begrüßte die Untersuchung. „Ein solcher Vergleich kann für die Kunden hilfreich sein“, sagte Vorstand Roland Weber. Entscheidend bleibe aber das Preis-Leistungs-Verhältnis. Auf das Neugeschäft habe der Kostenausweis bislang keinen Einfluss, sagte Weber. „Das spielt in der Kranken- und der Lebensversicherung in den Beratungsgesprächen keine große Rolle.“ Ein Allianz-Sprecher sagte: „Wir sehen diesen Vergleich kritisch.“ Die Central sieht durch die Analyse ihre Kritik am Kostenausweis bestätigt. Beide schneiden schlecht ab.
Quelle: Financial Times Deutschland
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