Alarmsystem für die Assekuranz

Aufsicht will Frühwarnprogramm für Rückversicherer etablieren · Branche trotzFinanzkrise bislang stabil

Von Herbert Fromme, Köln

Die Versicherungsaufseher wollen auf internationaler Ebene ein „Frühwarn- und Reaktionssystem“ für mögliche Probleme von Rückversicherern nach schweren Schäden und in Krisen schaffen. Das teilt ihre globale Vereinigung International Association of Insurance Supervisors (IAIS) in ihrem jährlichen Bericht über die Rückversicherung mit.

Mit dem System wollen sich die Aufseher nach schweren Schadensereignissen wie Hurrikans sowie in anderen Extremsituationen sofort austauschen, um die Folgen für die globale Versicherungsbranche abschätzen zu können. „Damit sorgt die IAIS für Vertrauen unter Marktteilnehmern nach solchen Ereignissen.“ Die deutsche Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht und ihr Versicherungsaufseher Thomas Steffen hatten 2007 ein solches System vorgeschlagen.

Rückversicherer, zum Beispiel Münchener Rück oder Scor, decken weltweit Erstversicherer wie Axa oder Provinzial gegen Größtschäden und hohe Belastungen. Fiele ein Rückversicherer nach einem Großschaden aus, könnte dies die Insolvenz vieler Erstversicherer bedeuten. Damit blieben Versicherungsnehmer auf Schäden sitzen. Angesichts der Vertrauenskrise unter den Banken wollen die Aufseher verhindern, dass sich in der Assekuranz ähnlich zerstörerische Mechanismen entfalten.

Nach Angaben der Vereinigung bleibt Europa der wichtigste Rückversicherungsstandort. Hiesige Gesellschaften verbuchten 2007 105 Mrd. $ Prämie – ein Anstieg um sechs Prozent. Auf US-Gesellschaften entfielen 83 Mrd. $, ein Plus von neun Prozent, auf Rückversicherer in Asien 2 Mrd. $. Die Kunden sitzen vor allem in Nordamerika: Von dort stammen 98 Mrd. $ der Prämie, 69 Mrd. $ aus Europa und 15 Mrd. $ aus Asien.Euro

Die Finanzkrise habe „signifikante, aber nicht weit verbreitete Probleme“ bei den Kapitalanlagen gebracht, stellt die IAIS fest. Die Branche investiere konservativ und habe nur 24 Prozent ihrer Anlagen in Aktien angelegt. Auch sei sie vorsichtig an Kreditderivate herangegangen. „Doch wenn die schwere Krise weitergeht, ist es durchaus möglich, dass weitere substanzielle Verluste auftreten. Das könnte den Bedarf der Rückversicherer nach Risikokapital beeinflussen.“ Dazu kommen noch die erwarteten Schadenzahlungen aus der Krise, in erster Linie aus der Managerhaftung und anderen Haftpflichtdeckungen. Wie die Ratingagentur Standard & Poor’s schätzt die IAIS die Höhe auf 3 Mrd. $ bis 9 Mrd. $. Das sei vergleichsweise wenig, Hurrikan Ike allein sei teurer gewesen.

Trotz ihrer relativen Stabilität haben auch die Rückversicherer die Krise bislang nicht unbeschadet überstanden. Die Aktienkurse der Unternehmen sind um 40 Prozent gefallen, die Kosten für die Absicherung von Anleihen um den Faktor sieben gestiegen, so die IAIS.

Die Wahrscheinlichkeit, dass mehr als ein Rückversicherer pleitegeht, werde von den Kapitalmärkten auf mehr als sieben Prozent taxiert – eine Steigerung um das Zehnfache seit April 2007.

www.ftd.de/debatte

Wie tief ist die Finanzkrise?

Quelle: Financial Times Deutschland

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