Angeschlagener US-Gigant akzeptiert niedrigen Preis
Von Herbert Fromme, Köln
D er US-Versicherungsriese American International Group (AIG) verkauft seine kanadische Lebensversicherungstochter für 308 Mio. $ an die Finanzgruppe BMO, zu der auch die Bank of Montreal gehört. AIG Life of Canada vertreibt Lebens- und Rentenpolicen über 5000 Vermittler, einen Direktvertrieb sowie eine Abteilung für betriebliche Altersversorgung.
Damit setzt der stark angeschlagene Konzern seine Runderneuerung fort. Sie ist dringend nötig, nachdem AIG im September 2008 kurz vor der Insolvenz gestanden hatte und von der US-Regierung mit inzwischen 152 Mrd. $ aufgefangen werden musste. Davon entfallen 60 Mrd. $ auf ein Darlehen, das AIG mit den Einnahmen zurückzahlen soll, die der Versicherer aus dem Verkauf von Tochterfirmen erzielt. AIG will sich nach den Veräußerungen auf die Schaden- und Unfallversicherung konzentrieren.
Für die kanadische Tochter erzielte AIG einen Preis, der dem 1,1-Fachen des Buchwerts entspricht – laut Analyst John Aiken von der kanadischen Dundee Securities ein „sehr günstiges Geschäft“ für BMO. Durchschnittlich würden Kanadas Lebensversicherer mit dem 1,3-fachen Buchwert bewertet.
Ende Dezember hatte AIG die US-Industrietochter Hartford Steam Boiler an die Münchener Rück verkauft – für den ebenfalls vergleichsweise günstigen Preis von 742 Mio. $. Vor vier Wochen gab der Konzern die AIG Privatbank in der Schweiz an Aabar Investments aus Abu Dhabi für 254 Mio. $ ab.
Deutlich größer als diese relativ kleinen Deals dürfte der geplante Verkauf der International Lease Finance Corporation (ILFC) werden. ILFC mit seinen 950 Flugzeugen gilt als zweitgrößtes Flugzeugleasingunternehmen der Welt. Schätzungen gehen von einem Preis bis zu 8 Mrd. $ aus. Nach Angaben der Nachrichtenagentur Reuters hat AIG inzwischen die ersten vorläufigen Angebote für die Leasingtochter erhalten, Interessenten prüfen zurzeit die Bücher (Due Diligence) von ILFC. Ebenfalls zum Verkauf steht die Vermögensverwaltung für Dritte, die noch Ende September 112 Mrd. $ an Fremdgeldern verwaltet hatte.
Quelle: Financial Times Deutschland
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