Experten erwarten Klagewelle gegen Vermittler
Von Herbert Fromme, Köln
D ie Versicherungswirtschaft muss mit einer Schadenbelastung von rund 1,8 Mrd. $ aus dem Madoff-Skandal rechnen. „Insgesamt ist die Branche mit maximalen Versicherungsdeckungen von mehr als 6 Mrd. $ exponiert“, sagte Stephen Mildenhall, der bei dem Rückversicherungsmakler Aon Benfield die Abteilung für Unternehmensrisiken leitet. „Aber die direkt versicherten Schäden werden zwischen 760 Mio. $ und 3,8 Mrd. $ liegen, unsere Erwartung liegt bei 1,8 Mrd. $.“ Aon Benfield ist der global führende Rückversicherungsmakler.
Der New Yorker Finanzmanager Bernard Madoff soll über ein Schneeballsystem Anleger um bis zu 50 Mrd. $ geschädigt haben. Viele der Anlagen wurden von Banken, Fondsgesellschaften und Beratern vermittelt oder im Auftrag der Kunden getätigt. In diesen Fällen stellt sich die Frage, ob diese Zwischenhändler ihre Sorgfalts- und Aufklärungspflichten verletzt haben oder nicht.
Die Schäden werden aus Klagen von geschädigten Anlegern gegen Vermittler und Fondsmanager stammen. Hier greifen vor allem die Vermögensschaden-Haftpflichtpolicen von Fonds- oder Vermittlungsgesellschaften (Errors & Omissions Insurance, E&O). In kleinerem Umfang könnte auch die Managerhaftpflicht oder Directors and Officers Insurance (D&O) einbezogen sein, die für Vorstände und Geschäftsführer abgeschlossen wird, erwartet Rechtsanwalt Oliver Sieg von der Kanzlei Nörr Stiefenhofer Lutz. „Wir werden sicherlich zahlreiche Verfahren erleben“, sagte Sieg.
Selbst wenn die geschädigten Kunden kein Fehlverhalten des Vermittlers oder Fondsmanagers nachweisen können, werden die Fälle teuer. Denn für die Abwehr des Anspruchs muss der Versicherer in der Regel auf jeden Fall zahlen. Anwalts- und Gerichtskosten summieren sich. Die meisten Fälle werden dann durch einen Vergleich abgeschlossen.
Aon-Manager Mildenhall sagte, der Madoff-Fall könnte zu Preiserhöhungen in den Sparten D&O und E&O führen. Bislang sind Preise für diese Deckung trotz gegenteiliger Beteuerungen der Versicherer seit Jahren auf Talfahrt.
Quelle: Financial Times Deutschland
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