Im Streit der Versicherer Deutscher Ring und Bâloise mischt ein Unternehmerkräftig mit. Dabei setzt er die Neutralität aufs Spiel, die für seine Firmaentscheidend ist
Herbert Fromme
W ilhelm Alms ist ein weltgewandter Mann. Bis 2003 war der 58-Jährige Vorstandschef der Unternehmensberatung Mummert Consulting. Heute ist er unter anderem Geschäftsführer des Instituts für Management und Wirtschaftsforschung. Das lässt Alms noch Zeit für lokalpatriotische Aktivitäten. Er gehört zu den Gründern der Firma „Wir sind EIN Ring GmbH“ mit Sitz in der Wiesenstraße 17 in Hamburg.
Dieses Unternehmen spielt eine wichtige Rolle in der Posse um die drei Versicherungsunternehmen mit dem Namen Deutscher Ring. Es betreibt, wie aus dem Impressum hervorging, auch die Website www.verbaselt.com . Dort machen Beschäftigte Stimmung gegen die Bâloise-Gruppe in Basel. Im Webshop kann man Protest-Shirts und Schirme bestellen, auf der Website dudelt der Song „Was habt ihr vor mit dem Ring?“ – frei nach der Melodie „What Have They Done to My Song, Ma“ der Popikone Melanie. Verantwortlich für die Website, jedenfalls bis vergangenen Freitag, 13 Uhr: Dr. Wilhelm Alms.
Die Bâloise will ihre Töchter Deutscher Ring Leben und Deutscher Ring Sach enger mit ihren anderen deutschen Unternehmen in Bad Homburg zusammenführen, die unter der Marke Basler antreten. Das ist ein legitimes Anliegen. Ebenso legitim ist es, dass sich ein anderes Unternehmen dagegen wehrt – die Deutsche Ring Krankenversicherung ist ein Versicherungsverein auf Gegenseitigkeit, gehört damit nicht der Bâloise und arbeitet bisher in engster Arbeitsgemeinschaft mit den beiden Hamburger Bâloise-Töchtern. Vor einer Woche hat sich die Deutsche Ring Kranken der Signal-Iduna-Gruppe angeschlossen, will aber die Arbeitsgemeinschaft mit den Bâloise-Töchtern aufrechterhalten.
Gewerkschaften und Politik sorgen sich um Arbeitsplätze und den Standort Hamburg. Gegen die Bâloise hat sich eine Koalition aus Gewerkschaften, Bürgermeister Ole von Beust und lokalpatriotischen Unternehmern wie von Alms gebildet.
Aber Alms‘ offensive Rolle in der Kampagne bringt manchen Versicherungsmanager ins Grübeln. Denn er hat noch andere Interessen – unter anderem hält Alms 52,5 Prozent an der in Köln ansässigen Ratingagentur Assekurata. Das erfolgreiche Unternehmen bewertet Versicherer und muss strikt auf größtmögliche Neutralität achten. Die Basler wirbt bisher sogar mit Assekurata-Bewertungen. Das alles passt kaum zu Alms‘ Rolle in der Ring-Kampagne.
Das Assekurata-Management nahm zu den Aktivitäten des Mehrheitsaktionärs am Freitag nicht Stellung. Das heißt aber wohl nicht, dass die Geschäftsführer Christoph Sönnichsen und Reiner Will untätig blieben. Jedenfalls war auf der „Verbaselt“-Webseite am Freitag um 14 Uhr das Impressum ausgetauscht, zwei Stunden nach der Anfrage der FTD. Alms taucht dort nicht mehr auf, stattdessen als Verantwortlicher Mathias Oldhaver. Oldhaver ist im Hauptberuf PR-Manager. Er soll für die Hamburger Agentur Faktenkontor, die auch für die Deutsche Ring Kranken arbeitet, das Büro Rhein-Main aufbauen. Auf die Basler als Kunden wird Oldhaver dabei kaum setzen können.
Quelle: Financial Times Deutschland
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