Buffett rettet Swiss Re

Rückversicherer meldet Verlust · US-Investor stärkt Schweizer Gesellschaft mit 3 Mrd. Franken

Von Herbert Fromme, Köln

Der zweitgrößte Rückversicherer der Welt, Swiss Re, braucht nach einem Milliardenverlust eine Kapitalspritze von Großinvestor Warren Buffett über 3 Mrd. Franken (2 Mrd. Euro). Der US-Investor könnte seinen Anteil an Swiss Re damit binnen drei Jahren auf mehr als 20 Prozent ausbauen.

Die Anleger reagierten schockiert auf den Verlust von 1 Mrd. Franken, den die Swiss Re am Donnerstag überraschend bekannt gab. Die Aktie des Unternehmens verlor um bis zu 29 Prozent; am Abend schloss sie mit 21,70 Franken 28,1 Prozent im Minus. Damit war die Gesellschaft an der Börse gerade noch 7,7 Mrd. Franken wert.

Mit ihrem Verlust 2008 schnitt die Swiss Re bedeutend schlechter ab als ihre größte Rivalin Münchener Rück, die Tags zuvor einen Gewinn von 1,5 Mrd. Euro bekannt gegeben hatte. Ursache für den Verlust bei Swiss Re ist, dass sich die Schweizer mit der Absicherung von Kreditderivaten verhoben haben – ein Bereich, der nicht zum klassischen Rückversicherungsgeschäft zählt, sondern eher in die Kategorie spekulative Kapitalanlage gehört. Diese Geschäfte hatten auch den US-Versicherer AIG und die amerikanischen Anleiheversicherer in existenzbedrohende Schwierigkeiten gestürzt. Swiss Re war zwar in geringerem Umfang als die US-Anbieter in der Derivate-Absicherung aktiv; dennoch kam allein dadurch im vergangenen Jahr ein Verlust von 6 Mrd. Franken zustande. Das Geschäft hat die Swiss Re nun eingestellt und wickelt es ab.

Buffetts rettende Milliarden fließen als nachrangige Anleihe, die mit 12 Prozent verzinst wird. „Das liegt auf einer Linie mit ähnlichen Deals, wenn die steuerliche Seite berücksichtigt wird“, sagte Swiss-Re-Chef Jacques Aigrain der FTD. „Geld kostet heute mehr als vor einem Jahr.“ Im vergangenen September, als Buffett für 5 Mrd. $ Vorzugsaktien von Goldman Sachs erwarb, hatte er sich für das erste Jahr eine Dividende von zehn Prozent garantieren lassen.

In drei Jahren kann Buffett die 3 Mrd. Franken zum festen Preis von 25 Franken in Swiss-Re-Aktien umwandeln. Sollte er seine Option ausüben, hielte er wohl mehr als 20 Prozent an Swiss Re. Buffett besitzt selbst zwei Rückversicherer, Gen Re und Berkshire Hathaway Re. Im Markt führte das zu Spekulationen über eine Megafusion von Gen Re und Swiss Re. „Ich halte das eigentlich für unmöglich, aber wenn ich bei Gen Re arbeiten würde, würde ich mir meine Gedanken machen“, sagte ein Manager.

Buffett ist seit Anfang 2008 mit drei Prozent an Swiss Re beteiligt. Vor einem Jahr hat er auch einen ungewöhnlichen Vertrag mit dem Unternehmen geschlossen: Für fünf Jahre übernimmt er 20 Prozent aller Prämien und Schäden im Bereich Schaden- und Unfallrückversicherung (Sturm, Gebäude, Fabriken, Autos, Haftpflicht). Dieser Vertrag setzte bei Swiss Re Kapital frei.

Neben den 3 Mrd. Franken von Buffett will Swiss Re über eine Kapitalerhöhung bis zu 2 Mrd. Franken von den Aktionären holen. Aus aufsichtsrechtlicher Sicht sei dieses Kapital ausreichend, sagte Aigrain. Allerdings liege man 1,5 Mrd. Franken bis 2 Mrd. Franken unter der Kapitalbasis, die Ratingagenturen für die Bewertung von „AA“ verlangten. „Deshalb die Kapitalmaßnahmen.“ Die Ratingagentur Standard & Poor’s setzte Swiss Re trotzdem auf Beobachtungsstatus mit negativen Implikationen, weil die Abschreibungen deutlich höher waren als erwartet.

Aigrain sagte, das eigentliche Versicherungsgeschäft der Swiss Re sei äußerst gesund. Vorwürfe, der Anbieter gebe bei den Preisen nach, um kein Geschäft zu verlieren, seien nicht begründet. „Unsere versicherungstechnischen Ergebnisse sind seit Jahren besser als die der Konkurrenz.“

Der frühere Investmentbanker Aigrain hatte 2006 die Leitung der Swiss Re übernommen. Er wollte die Investmentseite des Rückversicherers modernisieren und so den Ertrag deutlich steigern. Diese Strategie ist nicht aufgegangen. Grund für einen Rückzug sieht Aigrain nicht. „Ich konzentriere mich auf die Arbeit, die getan werden muss, und lasse mich gerade jetzt nicht unnötig ablenken“, sagte er.

Quelle: Financial Times Deutschland

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