Versicherer leiden unter der Zurückhaltung der Arbeitgeber · FTD-Interview
Das Geschäft mit der betrieblichen Altersversorgung ist 2008 wegen der Wirtschaftskrise drastisch eingebrochen. Die Versicherer verzeichneten im vergangenen Jahr branchenweit einen Rückgang des Neugeschäfts um knapp 30 Prozent, sagte Frank Neuroth, Vorstand der Ergo-Lebensversicherer Victoria und Hamburg-Mannheimer, der FTD. Ergo ist die Erstversicherungstochter des weltweit größten Rückversicherers Münchener Rück.
„Es ist unklar, ob der Rückgang auch 2009 anhält“, sagte Neuroth, einer der bekanntesten Experten für betriebliche Altersversorgung. „Als Versicherer teilen wir das Schicksal der Arbeitgeber.“ 2008 betrug der Anteil der betrieblichen Altersversorgung am gesamten Neugeschäft in der Lebensversicherungsbranche nur noch 19,3 Prozent nach 26,8 Prozent im Jahr 2007. Das Neugeschäft mit Betriebsrenten sank auf 3,83 Mrd. Euro Beitragseinnahmen nach 5,19 Mrd. Euro im Vorjahr. Die Prämien aus dem Bestand schrumpften branchenweit von 15,11 auf 14,22 Mrd. Euro.
Marktführer in der betrieblichen Altersversorgung ist die Allianz, gefolgt von den Ergo-Lebensversicherern. Zu den größeren Anbietern gehören außerdem die zum Finanzverbund der Volks- und Raiffeisenbanken zählende R+V sowie die Generali. Das Geschäft mit Betriebsrenten ist neben der privaten Altersvorsorge einer der großen Hoffnungsträger der Assekuranz.
Wegen der Kürzung der gesetzlichen Renten ist der Bedarf der Arbeitnehmer nach zusätzlicher Absicherung für den Ruhestand unbestritten. Die betriebliche Altersvorsorge ist für Arbeitnehmer und Arbeitgeber attraktiv, weil beide Seiten damit Steuern und Sozialabgaben sparen können. Seit 2002 haben Arbeitnehmer einen Rechtsanspruch darauf, Teile ihres Bruttogehalts in einen Betriebsrentenvertrag zu stecken. Außerdem ist die Altersversorgung für Unternehmen ein Instrument der Mitarbeiterbindung.
„Doch zurzeit vertagen Arbeitgeber angesichts der ungewissen Aussichten die Entscheidung über die betriebliche Altersversorgung“, sagte Neuroth. Dass die ersten Monate 2008 für viele Kunden gut gelaufen sind, wirkt sich auf das Geschäft nicht positiv aus. „Die Entscheidung der Arbeitgeber über betriebliche Altersversorgung fällt vor allem von Oktober bis Dezember“, sagte Neuroth. Zudem hängt bei vielen betrieblichen Versorgungswerken die Höhe der Beiträge davon ab, ob die Unternehmen Gewinn machen.
Bei den Ergo-Gesellschaften sind 150 Mitarbeiter für das Geschäftsfeld Betriebsrenten zuständig. Das Neugeschäft in diesem Segment sank bei Ergo nach vorläufigen Zahlen von rund 480 Mio. Euro auf rund 350 Mio. Euro, der Marktanteil konnte jedoch gehalten werden.
Anja Krüger
und Herbert Fromme
Quelle: Financial Times Deutschland
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