Aktieneinbruch nährt Übernahmespekulationen
Von Herbert Fromme, Köln
Der Finanzvertrieb MLP hat 2008 in Österreich mit etwa 60 Vertretern rund 5 Mio. Euro Verlust eingefahren. Das Wieslocher Unternehmen reagiert auf das Defizit mit der Schließung des Wiener Ablegers. Ebenfalls geschlossen wird MLP in den Niederlanden.
Damit ist die Auslandsstrategie des Finanzvertriebs, der für Versicherer, Fondsgesellschaften und Banken Policen und andere Angebote verkauft, im Wesentlichen gescheitert. „In Deutschland sind wir erfolgreich, weil wir so groß sind, diese Größe fehlt uns in Österreich“, sagte ein Unternehmenssprecher. Bis 2006 schrieb die österreichische Tochter schwarze Zahlen, für 2007 musste sie bereits einen Verlust von 1,5 Mio. Euro melden. Branchenkreise bezweifeln, dass MLP für die Gesellschaft noch einen Verkaufspreis erlösen kann.
MLP-Konkurrenten ist es im Ausland nicht viel besser gegangen. Der Hannoveraner AWD, der Swiss Life gehört, musste das Geschäft in Italien schließen. In Großbritannien leidet er unter den Folgen der Immobilienkrise, in Österreich ist AWD Gegenstand einer Sammelklage wegen fehlerhafter Beratung.
MLP hatte am Montagabend mitgeteilt, dass der Jahresgewinn vor Zinsen und Steuern von 114 Mio.Euro im Jahr 2007 auf 57 Mio. Euro 2008 halbiert wurde. Einzelheiten will das Unternehmen heute in Frankfurt mitteilen.
Die MLP-Aktie verlor gestern 8,2 Prozent auf 9,27 Euro. Das könnte Spekulationen über ein Übernahmeangebot durch die Swiss Life anheizen. Der Schweizer Lebensversicherer, dem AWD gehört, hält knapp 25 Prozent an MLP.
MLP hatte nicht nur beim Gewinn, sondern auch beim Umsatz einen deutlichen Rückgang hinnehmen müssen. Er ging von 630 Mio. Euro auf 598 Mio. Euro zurück. Besonders im vierten Quartal – normalerweise das stärkste – traf die Finanzkrise das Unternehmen. Statt 224 Mio. Euro wie im Vorjahr konnte MLP nur 190 Mio. Euro an Provisionseinnahmen und anderen Umsätzen melden. „Die vorläufigen Ergebnisse des vierten Quartals sind deutlich unter den Erwartungen geblieben“, erklärte Chevreux-Analyst Michael Haid. Das Maklerhaus bewertet die Aktie mit „underperform“. Noch Ende September hatte Unternehmenschef Uwe Schroeder-Wildberg für 2008 einen Umsatz über den Rekordzahlen des Jahres 2007 angekündigt.
Quelle: Financial Times Deutschland
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