Versicherer zieht aus Dresdner-Debakel keine personellen Konsequenzen · GutesKerngeschäft beflügelt Aktie
Von Herbert Fromme, München
Nach 8 Mrd. Euro Rekordgewinn 2007 hat der Allianz-Konzern im vergangenen Jahr ein Minus von 2,4 Mrd. Euro erwirtschaftet. Verluste aus dem Verkauf der angeschlagenen Dresdner Bank an die Commerzbank schlugen mit 6,4 Mrd. Euro zu Buche – vor allem wegen des Wertverfalls der Commerzbank-Aktien seit Vertragsabschluss. „Das drückt unseren Jahresüberschuss ins Minus“, sagte Konzernchef Michael Diekmann.
Der operative Gewinn von 7,4 Mrd. Euro aus dem fortgeführten Geschäft – Versicherungen und Vermögensverwaltung – gehöre zu den weltweit besten im Versicherungssektor. „Das gilt auch für die 4 Mrd. Euro Jahresüberschuss in diesem Bereich“, sagte Diekmann weiter. Trotz des Verlusts will der Münchner Konzern für 2008 eine Dividende zahlen, die mit 3,50 Euro pro Aktie aber um 2 Euro unter der Ausschüttung für 2007 liegt. Für 2009 seien wegen des Wirtschaftsumfelds keine zuverlässigen Aussagen möglich, sagte Diekmann.
Die Allianz-Aktie stieg am Donnerstag um 12,4 Prozent auf 55,25 Euro, im Zwölfmonatsvergleich verliert sie aber immer noch 55 Prozent. Bei Anlegern kam gut an, dass die Allianz das Kapitel Dresdner weitgehend abgehakt hat. Auch die vergleichsweise hohe Solvabilitätsquote – das Verhältnis von vorhandenen Eigenmitteln zu den gesetzlich geforderten – wirkte positiv. „Wir stehen bei 159 Prozent“, sagte Finanzchef Helmut Perlet. Deshalb benötigt die Allianz absehbar kein frisches Geld von Anlegern. Der Rivale Axa hatte vergangene Woche eine Solvabilitätsquote von nur 127 Prozent gemeldet und damit Investoren stark verunsichert.
Personelle Konsequenzen im Vorstand wolle das Unternehmen aus dem Dresdner-Desaster nicht ziehen, sagte Diekmann. Der Konzern habe etwa 14 Mrd. Euro verloren – 25,5 Mrd. Euro investiert, 5,1 Mrd. Euro beim Verkauf erhalten, außerdem 4 Mrd. Euro an Dividenden und Neugeschäft mit einem Barwert von 2 Mrd. Euro. Bei anderen Banken hätten sich die Wertverluste in der Krise in ähnlicher Größenordnung bewegt. „Die Entwicklung der Dresdner verlief bis zum Ausbruch der Krise planmäßig“, sagte er – gestand aber ein, dass es ihm in sieben Jahren nicht gelungen sei, das volatile Investmentbanking zu stutzen.
Das Versicherungsgeschäft läuft insgesamt positiv, aber auch hier hat die Allianz zahlreiche Baustellen. Das Neugeschäft mit Lebensversicherungen in Italien und Osteuropa ist eingebrochen – in Italien, weil die Banken dort lieber ihre eigenen Sparangebote verkaufen, um an Liquidität zu kommen. In den USA musste die Allianz 300 Mio. $ in die Lebensversicherungstochter einschießen, weitere Zahlungen schließt Diekmann nicht aus. Auf die Beteiligung an der Versicherungsgruppe Hartford hat der Konzern 318 Mio. $ abgeschrieben. „In den USA wird der Markt neu verteilt“, sagte Diekmann. Da wolle die Allianz dabei sein.
Beim Konzernumbau in Deutschland seien „Zeitpunkt und Radikalität“ richtig gewesen. Zwar verlor die Allianz in der Schaden- und Unfallversicherung in Deutschland 0,9 Prozent Prämie auf 9,3 Mrd. Euro. Das habe aber eher damit zu tun, dass der Konzern spät in den Direktvertrieb eingestiegen sei und bei den Autoflotten bestimmte Risiken nicht mehr gezeichnet habe, hieß es. Die Schaden- und Unfallversicherung – also die Abdeckung von Gebäuden, Autos, Haftpflichtrisiken oder gegen Unfälle – trug 5,7 Mrd. Euro zu dem operativen Gewinn von 7,4 Mrd. Euro bei, den die Gruppe aus fortgeführtem Geschäft erwirtschaftete.
Quelle: Financial Times Deutschland
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