Hannoveraner Versicherer stärkt seine Vertriebskraft
Von Herbert Fromme, Köln
Der Hannoveraner Versicherer Talanx schmiedet nach FTD-Informationen ein Bündnis mit dem Rivalen Swiss Life. Als Teil des Geschäfts überträgt der Schweizer Lebensversicherer den Niedersachsen knapp zehn Prozent seiner Aktien am Finanzvertrieb MLP. Dessen Chef Uwe Schroeder-Wildberg sei unterrichtet, hieß es. Keines der Unternehmen nahm Stellung.
Den Informationen zufolge sind die Verhandlungen weitgehend abgeschlossen. Neben dem Einstieg bei MLP wird sich Talanx mit rund zehn Prozent direkt bei Swiss Life einkaufen. Eine umgekehrte Beteiligung ist bislang nicht vorgesehen. Sie wäre auch schwierig, weil die Hannoveraner von einem sogenannten Versicherungsverein auf Gegenseitigkeit kontrolliert werden.
Zugang auch zu AWD Der Talanx-Konzern, der früher HDI hieß, will durch die Kooperation mit Swiss Life die Vertriebskraft seiner Lebensversicherer stärken. Die Kooperation verschafft Talanx nicht nur leichteren Zugang zu MLP – sondern auch zur Swiss-Life-Tochter AWD. Der AWD-Konzern zählt ebenso wie MLP zu den größten deutschen Vertrieben von Finanzverträgen.
Mit Prämien von 19 Mrd. Euro ist Talanx die drittgrößte deutsche Versicherungsgruppe hinter Allianz und Münchener Rück. Zum Konzern gehören unter anderem HDI-Gerling, Aspecta, Ampega-Gerling und der Rückversicherer Hannover Rück. Letzterer zieht mit einem Wert von rund 3 Mrd. Euro in Kürze in den Dax ein. Die Mutter hält gut 50 Prozent der Aktien.
Talanx selbst plant seit einem Jahrzehnt den Börsengang. Um für Investoren interessant zu sein, müsste der Konzern aber den Umsatz außerhalb der Rückversicherung stärken. Auch deshalb sucht Talanx-Chef Herbert Haas nach Übernahmen – oder Kooperationen wie der mit Swiss Life.
Auch für die Schweizer macht der Deal nach Einschätzung von Branchenexperten Sinn. Die Aktie ist von mehr als 300 Franken auf derzeit rund 55 Franken gestürzt – der neue Großinvestor soll den Kurs stabilisieren. Zudem könnte sich Swiss Life durch Talanx des Problems MLP entledigen.
Das Problem von Swiss Life AWD-Chef Carsten Maschmeyer hatte 2008 aus privaten Mitteln 26,7 Prozent an MLP gekauft und das Aktienpaket an Swiss Life weitergegeben. Maschmeyer wollte so eine Fusion von AWD und MLP erzwingen. Der MLP-Vorstand wehrte sich jedoch mit einer Kapitalerhöhung, die von Allianz, dem französischen Axa-Konzern und der britischen HBOS gezeichnet wurde. Dadurch sank der Swiss-Life-Anteil unter die Sperrminoritätsgrenze von 25 Prozent auf 24,3 Prozent.
Dennoch müssen MLP-Vertreter bei allen Verkaufsgesprächen angeben, dass Swiss Life ihr Großaktionär ist – was Kunden abschrecken könnte. Diese Pflicht fällt erst, wenn der Anteil unter zehn Prozent sinkt. Um unter diese Grenze zu kommen, will Swiss Life weitere fünf Prozent an MLP veräußern. Im Gespräch sei ein privater Krankenversicherer.
Quelle: Financial Times Deutschland
Dieser Beitrag ist nur für Premium-Abonnenten vom Versicherungsmonitor persönlich bestimmt. Das Weiterleiten der Inhalte – auch an Kollegen – ist nicht gestattet. Bitte bedenken Sie: Mit einer von uns nicht autorisierten Weitergabe brechen Sie nicht nur das Gesetz, sondern sehr wahrscheinlich auch Compliance-Vorschriften Ihres Unternehmens.
Diskutieren Sie mit
Kommentare sind unseren Abonnenten vorbehalten. Bitte melden Sie sich an oder erwerben Sie hier ein Abo