Beteiligung an Aareal Bank wird teuer für die Gesellschaft · HUK-Coburgverhandelt über Kooperation
Von Herbert Fromme, Köln
Der Münchner Versicherer Bayerische Beamtenversicherung (BBV) ist wegen seines hohen Engagements bei der Aareal Bank in große Schwierigkeiten geraten. Unternehmenschef Rolf Koch bestätigte Informationen der FTD aus Versicherungskreisen, wonach es Gespräche mit anderen Versicherern über eine mögliche Partnerschaft gebe. Konkurrent HUK-Coburg erklärte, es seien Verhandlungen geplant. Im Versicherungsmarkt hieß es, daneben habe die Dortmunder Signal-Iduna-Gruppe Interesse gezeigt.
Offenbar macht sich auch die Finanzaufsicht BaFin Sorgen. „Aber es ist unzutreffend, dass die BaFin uns zu einer Fusion drängt“, sagte Koch zu entsprechenden Gerüchten.
Mit der Krise der BBV ist zum ersten Mal ein deutscher Versicherer direkt als Folge der Finanzkrise in Not geraten. Die Branche ist entschlossen, Problemfälle intern zu lösen. So will die Assekuranz ihr Image als Hort der Stabilität bewahren – der im Gegensatz zu den Banken keine existenziellen Probleme wegen der Krise hat.
Der kleine Versicherungskonzern hält 8,94 Prozent an der Aareal Bank. Wegen des starken Verfalls der Aareal-Aktien im Zuge der Finanzkrise drohen der BBV im schlimmsten Fall Abschreibungen von bis zu 80 Mio. Euro. Das ist viel Geld für den kleinen Versicherer. „Aber dieser Worst Case ist eher unwahrscheinlich“, sagte Koch.
Zurzeit finden Gespräche mit den Wirtschaftsprüfern über die genaue Bewertung der Aareal-Anteile statt. „Die Unterstützung des Soffin für die Aareal Bank war nützlich“, sagte Koch. Der staatliche Rettungsfonds hatte die Aareal Mitte Februar mit einer stillen Einlage von 525 Mio. Euro sowie Garantien bis 4 Mrd. Euro gestützt.
Versicherer, die nach dem deutschen Handelsgesetzbuch bilanzieren, haben die Möglichkeit, Abschreibungen auf Aktien und andere Wertpapiere hinauszuschieben. Die Voraussetzung: Sie und ihre Wirtschaftsprüfer müssen der Überzeugung sein, dass die Wertminderung nur vorübergehend ist. Allerdings sind ihnen dabei enge Grenzen gesteckt. Wenn der Buchwert einer Aktie in der Bilanz eines Versicherers um 20 Prozent oder mehr über dem Marktwert liegt, der Versicherer also entsprechend hohe Abschreibungen nicht vorgenommen hat, prüft die BaFin dieses Vorgehen sehr genau.
Die Bayerische Beamtenversicherung ist ein Versicherungsverein auf Gegenseitigkeit, sie gehört also ihren Kunden. Eine Übernahme durch eine Aktiengesellschaft oder einen öffentlich-rechtlichen Versicherer ist nicht einfach. Eher möglich wäre die Fusion mit einem anderen Versicherungsverein. Sowohl HUK-Coburg als auch Signal Iduna haben diese Rechtsform.
Die BBV hatte im vergangenen Jahr bereits ihren kleinen privaten Krankenversicherer an die trotz der Namensähnlichkeit in keiner Weise verwandte Bayerische Beamtenkrankenkasse verkauft. Der Käufer gehört zur Versicherungskammer Bayern (VKB) und damit wie die Sparkassen zum öffentlich-rechtlichen Lager. Die VKB stehe aber in dieser Runde nicht als starker Arm für die Bayerische Beamtenversicherung zur Verfügung, hieß es in Marktkreisen.
Die HUK-Coburg ist als Versicherer des öffentlichen Dienstes gegründet worden und hat immer noch einen Schwerpunkt in dieser Berufsgruppe. Die BBV ist schon wegen ihres Namens für die HUK-Coburg interessant. Das Unternehmen kam 2007 auf 4,75 Mrd. Euro Prämieneinnahmen, die sehr viel kleinere Bayerische Beamtenversicherung auf 430 Mio. Euro.
Schon einmal war die BBV in einer schweren Krise. Nach dem Aktiencrash stand sie Ende 2002 vor erheblichen Problemen. Damals konnte der Versicherer sich aus eigener Kraft retten.
Quelle: Financial Times Deutschland
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