Maschmeyer verlässt AWD

Gründer des Hannoveraner Finanzvertriebs wechselt zum Haupteigner Swiss Life

VON Herbert Fromme, Köln

E iner der schillerndsten deutschen Unternehmer zieht sich aus seinem Konzern zurück. Nach FTD-Informationen wird AWD-Gründer Carsten Maschmeyer in Kürze als Chef des Finanzvertriebs zurücktreten. Dafür soll der Selfmademillionär Anfang Mai in den Verwaltungsrat des AWD-Eigners und größten Schweizer Lebensversicherers Swiss Life gewählt werden. Die beiden Unternehmen wollten zu den Informationen aus Finanzkreisen gestern nicht Stellung nehmen.

Mit einem Börsenwert von 1,2 Mrd. Euro zählt AWD zu den größten deutschen Konzernen, die noch von ihrem Gründer geführt werden. Seine verbliebenen Anteile hatte Maschmeyer allerdings in den vergangenen beiden Jahren bereits schrittweise an Swiss Life veräußert. Im Gegenzug kaufte sich der frühere Medizinstudent mit privatem Geld bei dem Schweizer Großunternehmen ein und ist heute mit rund acht Prozent dessen größter Aktionär.

Vor einigen Monaten hatte Maschmeyer erklärt, seine Beteiligung an Swiss Life sogar auf zehn Prozent aufzustocken. Dieses Ziel gelte nach wie vor, hieß es gestern in Zürich. Das Vermögen des Niedersachsen wird auf deutlich über 500 Mio. Euro geschätzt.

Nach Angaben aus Finanzkreisen soll Maschmeyer bei Swiss Life für die strategische Weiterentwicklung und Internationalisierung zuständig sein. Ein Schweizer Verwaltungsrat hat Ähnlichkeiten mit einem deutschen Aufsichtsrat, ist aber stärker in die operative Leitung einbezogen.

Der Wechsel auf den zeitlich weniger anspruchsvollen Posten sei nicht mit einem Rückzug gleichzusetzen, berichtet ein Branchenkenner, der mit Maschmeyer vertraut ist. Auch die schlagzeilenträchtige Liaison mit der Schauspielerin Veronica Ferres habe mit der Entscheidung wenig zu tun. Vielmehr habe Maschmeyer „noch einiges vor“. Auch sein Ziel, den in Hannover ansässigen AWD-Konzern mit dem Wieslocher Konkurrenten MLP zu fusionieren, gebe er nicht vollständig auf.

Maschmeyer soll seinen Wohnsitz in Hannover behalten und weiter bei Vertriebsveranstaltungen von AWD auftreten. Manfred Behrens, mit dem sich der 49-Jährige die Konzernführung derzeit teilt, wird künftig allein an der Spitze stehen.

Maschmeyer hatte den später in AWD umbenannten Allgemeinen Wirtschaftsdienst 1988 gegründet. Die Firma wuchs einerseits rasant. Andererseits musste Maschmeyer mit dem miserablen Ruf der Strukturvertriebe kämpfen, in denen schlecht ausgebildete, zum Teil nebenberufliche Vertreter arbeiteten. Nach dem Börsengang 2000 verbesserte AWD sowohl Ausbildung als auch Angebot. Das Unternehmen hat rund 5700 Vertreter, davon 3700 in Deutschland. Der Umsatz aus Provisionen belief sich 2007 auf 762 Mio. Euro.

Mit seinem Versuch, einen Zusammenschluss von AWD und MLP zu erzwingen, scheiterte Maschmeyer im letzten Jahr. Der ehrgeizige Unternehmer hatte aus eigenen Mitteln 26,7 Prozent an MLP erworben und die Aktien an den AWD-Eigner Swiss Life weitergereicht. Das MLP-Management setzte sich jedoch zur Wehr und holte seinerseits die Swiss-Life-Rivalen Allianz, Axa und HBOS als Aktionäre ins Unternehmen. Vergangene Woche wurde bekannt, dass die Schweizer ihren Anteil auf unter zehn Prozent senken wollen – und den Fusionsversuch damit faktisch aufgeben.

Der ehrgeizige Maschmeyer ist auch für seine guten Kontakte in die Politik bekannt. So gilt er als persönlicher Freund von Ex-Kanzler Gerhard Schröder (SPD) und von Christian Wulff (CDU), dem niedersächsischen Ministerpräsidenten.

www.ftd.de/awd

Maschmeyers Rückzug

Quelle: Financial Times Deutschland

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