Versicherer Bâloise will Deutschlandpläne auch allein durchsetzen ·Krankenversicherer und Signal Iduna kündigen Widerstand an
VON Friederike Krieger, Köln,
und Herbert Fromme, München
Nach einem herben Gewinneinbruch hat der Schweizer Versicherer Bâloise seinen Willen zur Zusammenlegung seiner deutschen Töchter bekräftigt. Der Gewinn schrumpfte 2008 um mehr als die Hälfte auf 387 Mio. Franken. Wegen der Finanzkrise musste Konzernchef Martin Strobel Abschreibungen von mehr als 1 Mrd. Franken melden.
So soll es nicht weitergehen. „Die Bâloise will bis 2012 einer der ertrags- und wachstumsstärksten Versicherer Europas werden“, sagte Strobel. „Wir wollen stärker wachsen als der Markt, insbesondere in Deutschland“, sagte Alexander Tourneau, Regionalmanager für Deutschland. Der deutsche Markt repräsentiere 30 Prozent des Volumens und sei damit der wichtigste Auslandsmarkt, habe aber nur 16 Prozent zum Ertrag beigetragen.
Zu Bâloise gehören die Basler Securitas in Bad Homburg sowie Deutscher Ring (DR) Leben und Deutscher Ring Sach in Hamburg. Mit derselben Marke arbeitet auch der private Krankenversicherer DR Kranken, der als Versicherungsverein auf Gegenseitigkeit keinen Eigner hat, sondern den Mitgliedern gehört. Jahrzehntelang arbeiteten die drei DR-Gesellschaften trotz unterschiedlicher Rechtsformen mit einheitlicher Organisation und einheitlichem Management – bis Ende 2008: Da vereinheitlichte Bâloise gegen große Widerstände der DR Kranken die Führung von Basler und DR Leben und DR Sach. Die DR Kranken hatte sich daraufhin mit Signal Iduna – die ebenfalls aus Vereinen besteht – verbündet.
Künftig soll die Zusammenarbeit zwischen den deutschen Bâloise-Töchtern in Bad Homburg und Hamburg sehr viel enger werden. Der Versicherer will die Vertriebe zusammenlegen, die zusammen rund 950 Vermittler zählen. Außerdem will Bâloise die Produktpalette vereinheitlichen. „In Hamburg wird künftig die Lebensversicherung und in Bad Homburg die Sachversicherung angesiedelt sein“, sagte Frank Grund, Vorstandschef von DR Leben, DR Sach und den Basler Versicherungen.
Eine Entscheidung über die Zukunft der Marke Deutscher Ring sei aber noch nicht gefallen – in Marktkreisen hieß es, sie werde künftig nicht mehr für operative Versicherer genutzt, sondern als Zweitmarke des Vertriebs OVB. Alle Bâloise-Gesellschaften in Deutschland sollen künftig unter dem „Basler“-Logo segeln, so die Kreise.
Zudem will Bâloise 230 der bundesweit 1800 Vollzeitstellen abbauen. Grund rechnet mit einer „zusätzlichen Wertschöpfung“ von 20 Mio.Euro bis 25 Mio. Euro im Jahr. Die Mitarbeiter des Deutschen Rings protestierten gestern erneut heftig gegen die Pläne.
„Die Strukturen in Hamburg waren unflexibel“, begründete Bâloise-Mann Tourneau die Neuordnung. Der Geschäftsverlauf sei von Bestandsrückgängen und unverändert hohen Kosten geprägt gewesen. „Die derzeitige Situation ist nicht haltbar“, sagte Grund. „Durch das Zusammengehen von Signal Iduna und DR Kranken befinden wir uns demnächst unter einem Dach mit einem Wettbewerber.“
DR Leben und Sach sind bislang eng verzahnt mit dem Krankenversicherer. Viele Angestellte haben doppelte Arbeitsverträge. Grund hofft, dass alle Beteiligten eine einvernehmliche Lösung finden. „Es haben bereits erste Gespräche mit der Signal Iduna stattgefunden“, sagte er und löste damit Verwirrung aus. „Wir haben keinerlei Gespräche geführt“, erklärte nämlich Signal-Iduna-Chef Reinhold Schulte.
Bâloise könnte sich unterschiedliche Lösungen vorstellen, die von einer weiteren Nutzung gemeinsamer Ressourcen bis hin zu einer völligen Entflechtung reichen. „Wichtig ist, dass die Signal Iduna keinen Zugriff auf vertrauliche Kundeninformationen hat“, sagte Grund weiter.
Bei Signal Iduna und DR Kranken stießen die Pläne auf wenig Gegenliebe. „Wir haben kein Interesse an der Zerschlagung der Unternehmensgruppe Deutscher Ring“, sagte Schulte. „Wir haben bereits im Januar 2009 angeboten, auch die Deutscher Ring Leben und Sach zu übernehmen.“ Eine Zustimmung zu den vorgelegten Umstrukturierungsplänen von Bâloise werde es vonseiten des Krankenversicherungsvereins nicht geben, sagte Wolfgang Fauter, Vorstandsvorsitzender der DR Kranken. Bâloise will ihre Pläne notfalls allein durchboxen. „Wenn sich keine einvernehmliche Lösung finden lässt, sind wir bereit, unseren Kurs eigenständig umzusetzen“, erklärte Grund.
Quelle: Financial Times Deutschland
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