Darag wandelt sich zum Abwicklungsspezialisten
Von Herbert Fromme, Köln
Der frühere Rück- und Transportversicherer der DDR, die Darag, arbeitet künftig als Abwickler alter Versicherungsbestände anderer Gesellschaften. Zum ersten Mal positioniert sich damit auch im deutschen Markt eine Gesellschaft nur für Abwicklungen. In Großbritannien und den USA sind sogenannte Runoff-Spezialisten weit verbreitet. „Viele Versicherer und Rückversicherer haben sehr alte Bestände, bei denen noch Schäden abgewickelt werden müssen“, sagte Arndt Gossmann, der ab Mai als Chief Operating Officer bei der Berliner Gesellschaft arbeitet, der Financial Times Deutschland. Das können etwa Transport-, Luftfahrt- oder Haftpflichtdeckungen sein, aus denen jahrzehntelang Schäden abgewickelt werden.
Gossmann leitete bislang den Bereich Restrukturierung/Versicherungen bei den Wirtschaftsprüfern KPMG. Der Experte für Runoff-Transaktionen schätzt, dass allein in den Bilanzen deutscher Versicherer 66 Mrd. Euro an inaktivem Geschäft schlummern. Europaweit seien es rund 200 Mrd. Euro.
Die Darag bietet den Unternehmen an, alle Risiken aus diesen Beständen zusammen mit den für sie zur Deckung vorgesehenen Kapitalanlagen zu übernehmen. Dafür zahlt die Darag einen Preis. Der Vorteil für den Verkäufer: Seine Bilanz ist kleiner, er braucht weniger Eigenkapital oder hat eine bessere Eigenkapitalquote. „Wir haben Spezialisten, die sich für die Schadenbearbeitung viel mehr Zeit nehmen können“, sagte Gossmann. Allerdings sei es nicht so, dass „die Samthandschuhe ausgezogen und die Panzerhandschuhe gegenüber den Versicherungsnehmern angezogen“ würden. „Gingen wir so vor, würde uns kein Versicherer mehr Bestände anvertrauen und die BaFin keine weiteren Transaktionen genehmigen.“ Erste Übertragungen erwartet Gossmann für den Mai.
Die Darag gehörte bisher zur Wüba, die Teil des US-Konzerns AIG ist. Die Wüba hatte das Geschäft der Darag fast vollständig auf sich übertragen, nach 70 Mio. Euro 2007 kam die Darag 2008 nur noch auf 7 Mio. Euro PrämieEuro. Jetzt hat die Wüba die Hülle mit allen notwendigen Lizenzen an das Private-Equity- Unternehmen Augur verkauft.
Quelle: Financial Times Deutschland
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