Chilenen bieten Aktien gegen geringere Mieten
Von Patrick Hagen, Köln
Deutsche Schiffseigner sollen die angeschlagene chilenische Reederei Compañía Sud Americana de Vapores (CSAV) retten. Sie kann die Mieten für Schiffe nicht mehr bezahlen und bietet nach FTD-Informationen den Eignern als Ausgleich eine Beteiligung an.
In dieser Woche stehen neue Verhandlungen an. Rund 20 Manager kamen auf Einladung der HSH Nordbank zum ersten Geheimtreffen am 7. April im Hamburger Hotel Steigenberger zusammen. Die HSH Nordbank ist der weltgrößte Schiffsfinanzierer, eine Tochter berät die CSAV. Betroffen sind unter anderem die Reedereien Peter Döhle und F. Laeisz sowie die Fondshäuser HCI und Norddeutsche Vermögen. Sie alle haben Schiffe an CSAV verchartert, also vermietet. Besonders betroffen ist die Reederei Döhle, über 30 Schiffe soll sie an CSAV verchartert haben.
Damit trifft die Krise auch deutsche Reeder in großem Stil, die nicht selbst Fracht befördern, sondern ihre Schiffe an Linienreeder wie CSAV vermieten. Die Chilenen stecken in ernsthaften Schwierigkeiten. Das Unternehmen braucht 750 Mio. $ frisches Geld: 350 Mio. $ sollen die Altaktionäre per Kapitalerhöhung zahlen, den Rest will CSAV in zwei Jahre bei den Chartern einsparen.
CSAV ist die größte Linienreederei Lateinamerikas mit rund 90 Schiffen im Einsatz, besitzt selbst aber nur vier. Der Rest ist eingechartert, vor allem bei deutschen Eignern. Darunter sind viele über Fonds finanzierte Frachter. Die deutschen Schiffseigentümer sollen spürbare Kürzungen der vereinbarten Charter hinnehmen, im Gegenzug bietet CSAV ihnen Aktien. Begeistert ist niemand von dem Vorschlag, rundheraus abgelehnt wurde er aber auch nicht. Zu groß ist die Angst, dass CSAV kollabieren könnte und die Schiffe ganz ohne Beschäftigung dastehen.
Drei Branchengrößen agieren jetzt als Koordinatoren: Henning Winter, früher Deutsche Schiffsbank, Jan Dreyer von der Anwaltskanzlei Dabelstein & Passehl und Herbert Juniel, früher bei der Reederei F. Laeisz.
Hinter den Kulissen wird heftig um die Verteilung der Lasten gekämpft. Eigner, die frisch zu deutlich niedrigeren Preisen abgeschlossen haben, wollen weniger nachgeben und verlangen, dass Schiffe mit älteren und sehr hohen Chartern mehr leiden.
Quelle: Financial Times Deutschland
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