Vertrieb meldet stark reduzierten Umsatz · Großbritannien und Österreichdefizitär
Von Herbert Fromme, Köln
Der Finanzvertrieb AWD hat Marktbeobachter gestern mit einem heftigen Einbruch bei Umsatz und Ergebnis überrascht. Der Umsatz ging um 21,3 Prozent auf 133 Mio. Euro zurück. Nach einem Gewinn von 14 Mio. Euro im ersten Quartal 2008 meldete AWD für die ersten drei Monate des laufenden Jahres ein Defizit von 6 Mio. Euro.
Verlustbringer waren Großbritannien und Österreich. Die britische Tochter leidet stark unter der Krise und wird umstrukturiert. In Österreich steht AWD unter Druck, weil seine Vertreter Anteile der angeschlagenen Immofinanz verkauft haben. In Deutschland ging der AWD-Umsatz um elf Prozent auf 85 Mio. Euro zurück.
Bruno Pfister, Chef der AWD-Muttergesellschaft Swiss Life, erwartet jedoch für das volle Jahr 2009 einen Gewinn der deutschen Tochter. Swiss Life hatte den Hannoveraner Vertrieb, der Versicherungen und Kapitalanlagen über Handelsvertreter verkauft, in mehreren Stufen für knapp 1,2 Mrd. Euro erworben. Seine Anteile veräußert hatte unter anderem AWD-Gründer Carsten Maschmeyer. Maschmeyer ist inzwischen mit rund acht Prozent an Swiss Life beteiligt und strebt dort ein Mandat im Verwaltungsrat an. Seine Rolle als Co-Chef von AWD hat er deshalb aufgegeben. Der Vertrieb wird jetzt allein von Manfred Behrens geführt, der bis 2008 Deutschlandchef von Swiss Life war.
Behrens kündigte gestern „intensive Effizienzsteigerungsmaßnahmen“ an. AWD beschloss, das Sponsoring des Fußballklubs Eintracht Frankfurt und der DFB-Pokalspiele einzustellen. AWD wird ab Ende 2009 auch nicht mehr Namenssponsor der Mehrzweckhalle AWD-Dome in Bremen sein.
Der AWD-Kauf wirkt sich zwar im ersten Quartal negativ auf das Ergebnis von Swiss Life aus, doch bereits positiv auf den Vertrieb. Nach Pfisters Angaben konnte Swiss Life in Deutschland die Prämieneinnahmen um neun Prozent steigern. In der Schweiz wuchs die Gruppe um zwei Prozent auf 4,4 Mrd. Franken (2,9 Mrd. Euro). In Frankreich gab es allerdings einen scharfen Rückgang, sodass die Bruttoprämien des fortgeführten Geschäfts für den gesamten Konzern um drei Prozent auf 6,4 Mrd. Franken fielen. Gewinnzahlen nannte Pfister nicht.
Die Aktie des Zürcher Unternehmens geriet im Laufe des Tages heftig unter Druck und lag bis zu 6,3 Prozent im Minus, ging aber mit einem leichten Verlust von nur 0,2 Prozent auf 89,85 Franken aus dem Handel. Seit Jahresbeginn hat das Papier 24,1 Prozent zugelegt.
Die angestrebte Partnerschaft mit der Hannoveraner Talanx-Gruppe nimmt Gestalt an. In Arbeitsgruppen diskutieren die beiden Unternehmen den Vertrieb von Talanx-Policen über AWD, die Rückversicherung, Kooperation bei Verwaltung und Abwicklung sowie den gegenseitigen Vertrieb von Publikumsfonds. Talanx will sich zur Unterlegung mit 9,9 Prozent an Swiss Life beteiligen, derzeit sind es erst 5,9 Prozent.
Quelle: Financial Times Deutschland
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