Für Mutterkonzern Münchener Rück bleibt 2009 ein Rätsel · KeineGewinnprognose
Von Herbert Fromme, Köln
Der Rückversicherer Münchener Rück ist angesichts der Krise zufrieden mit dem ersten Quartal – obwohl der Gewinn von 777 Mio. Euro im Vergleichsquartal 2008 auf jetzt 420 Mio. Euro zurückging. „Wir können die Finanzkrise gerade nicht für beendet erklären“, sagte Finanzchef Jörg Schneider gestern in einer Telefonkonferenz. Damit lieferte er das Kontrastprogramm zum Konkurrenten Hannover Rück. Dessen Chef Wilhelm Zeller hatte am Dienstag erklärt, die Krise liege weitgehend hinter seinem Unternehmen.
Wegen der momentanen Unwägbarkeiten weigerte sich Schneider, eine Vorhersage für das volle Jahr 2009 zu machen. Mit solchen Ankündigungen habe das Unternehmen im vergangenen Jahr schlechte Erfahrungen gemacht. Damals habe die Krise die Münchener Rück gezwungen, die Zahl zu korrigieren, „obwohl wir gut unterwegs waren“. Auch in diesem Punkt unterscheidet sich der Weltmarktführer in München vom Marktvierten in Hannover. Zeller hatte am Dienstag einen Gewinn von 600 Mio. Euro für das Gesamtjahr 2009 in Aussicht gestellt.
Die Münchener Rück spürte in den ersten drei Monaten die Finanzkrise deutlich, vor allem in ihrem Segment Erstversicherung. Hier macht sie direkt mit Endkunden Geschäfte, während sie im Kernbereich Rückversicherung vor allem anderen Versicherern Deckung gibt. Die Erstversicherung betreibt die Münchener Rück vorwiegend über die Düsseldorfer Zwischenholding Ergo. „Die Ergebnisse sind nicht befriedigend“, sagte ihr Chef Torsten Oletzky. Statt eines Gewinns von 171 Mio. Euro im Vorjahresquartal verzeichnete das Segment für 2009 einen Verlust von 72 Mio. Euro. „Das ist vor allem das Ergebnis von Abschreibungen auf Goodwill“, sagte Oletzky. Das Unternehmen habe die Geschäftspläne von Töchtern gerade in Osteuropa und Österreich geprüft und Abschreibungen von 81 Mio. Euro vorgenommen, davon 60 Mio. Euro bei der frisch gekauften Bank Austria Versicherung.
Das Neugeschäft in der Lebensversicherung blieb in Deutschland weiter enttäuschend und sank um 21,8 Prozent. Nur ein Teil davon ist einem Sonderfaktor im vergangenen Jahr zuzuschreiben, als eine weitere Stufe der Riester-Beitragsanpassungen in Kraft trat.
In der Rückversicherung half dem Konzern die vergleichsweise geringe Großschadenbelastung. Außerdem konnte er neun große Einzelgeschäfte in der Lebens- und Krankenrückversicherung gewinnen, die auf die Krise und damit die Kapitalknappheit mancher Erstversicherer zurückzuführen sind. Deshalb kann die Münchener Rück für das volle Jahr jetzt mit Rückversicherungsbeiträgen von 22,4 Mrd. Euro bis 24 Mrd. Euro rechnen, bisher war sie von höchstens 22 Mrd. Euro ausgegangen. In der Erstversicherung dagegen reduzierte sie die Erwartung von bisher 18,5 Mrd. Euro auf 18 Mrd. Euro.
Quelle: Financial Times Deutschland
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