Aufgehübschte Bankprodukte

Kolumne

Herbert Fromme

Der Satz gehört bei manchem Versicherungsmanager zum Standardrepertoire: Kein einziger Kunde der Lebensversicherer habe in der Aktienkrise 2001 bis 2003 Geld verloren, und auch in dieser Krise werde keiner Geld verlieren – im Gegensatz zu Anlegern, die in Aktien oder Fonds investierten.

Das ist natürlich blanker Unsinn. Millionen von Kunden mit fondsgebundenen Lebensversicherungen haben ganz real Geld verloren. Liebend gern verkauft die Assekuranz solche Verträge. 2008 waren es satte 27 Prozent der 6,9 Millionen neu abgeschlossenen Policen. Bei ihnen trägt allein der Kunde das Kapitalmarktrisiko.

Die deutschen Lebensversicherer verkünden stolz, dass sie den Anteil der Aktien an den Kapitalanlagen auf unter drei Prozent zurückgefahren hätten. Gleichzeitig drückt die Branche über Vertreter und Makler Millionen fondsgebundene Policen in den Markt, von denen ein beträchtlicher Anteil mit Aktienfonds unterlegt ist.

Rund zwei Drittel aller heute neu verkauften fondsgebundenen Verträge enthalten Garantieklauseln, antwortet die Branche da. Sie garantieren den Kapitalerhalt, wie es für die Riester-Verträge Pflicht ist, gelegentlich auch bestimmte Mindestverzinsungen oder bereits erreichte Gewinne. Diese Garantien kaufen die Versicherer in der Regel von Banken. Sie kosten die Kunden die Hälfte des Ertrags oder mehr und sind nur so lange sicher, wie die Bank sicher ist. Und auch hier gilt: Wer 30 Jahre eingezahlt hat und am Ende nur das eingezahlte Geld wiedersieht, hat in Wirklichkeit sehr viel verloren.

Die Assekuranz will sich von den Banken absetzen und verkauft doch immer mehr aufgehübschte Bankprodukte. Das hat Folgen. In Berlin wird die nächste Runde von Transparenzvorschriften für den Finanzsektor vorbereitet. Die Versicherer können schwer dagegen argumentieren, dass sie dabei wie die Banken behandelt werden.

Herbert Fromme ist Versicherungskorrespondent der FTD.

E-Mail: fromme.herbert@guj.de

Quelle: Financial Times Deutschland

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