Kreditversicherer bieten Ersatz für Mietkautionen an · Milliardensummen imSpiel
Von Anne-Christin Gröger
und Herbert Fromme, Düsseldorf
Die Kreditversicherer entdecken einen neuen Markt: Mit sogenannten Kautionsschutzbriefen wollen sie Mietern eine Police anbieten, die Kautionszahlungen ersetzt. Hauptvertriebsweg sind Hausverwalter.
Es geht um viel Geld. Rund 30 Mrd. Euro liegen derzeit auf Sparbüchern und Mietkautionskonten. Damit sichert sich der Vermieter für den Fall ab, dass der Mieter nicht zahlt oder eine renovierungsbedürftige Wohnung hinterlässt. „Das Versicherungsmodell hat Zukunft“, sagte eine Sprecherin des Versicherers R+V. Bei Banken seien Kautionskonten wegen hoher Kosten unbeliebt.
Bei der Kautionspolice übernimmt der Versicherer das Risiko. Die Erwartungen der Branche sind hoch: „Das wird ein riesiger Markt. Wir haben uns vorgenommen, einen Anteil von drei bis vier Prozent zu erwirtschaften“, sagte der Düsseldorfer Versicherungsmakler Franz Rudolf Golling. Er beziffert den Markt auf bis zu 1,5 Mrd. Euro Prämie. Die Firma Schneider Golling & Cie bietet mit der Kölner Immobiliengesellschaft Capitol einen neuen Kautionsschutzbrief an. Risikoträger ist die R+V in Wiesbaden. Bereits aktiv im Markt sind Eurokaution in Hamburg und die Deutsche Kautionskasse in Starnberg. Bei Eurokaution sind vier Versicherer Risikoträger, einer davon die R+V. Bei der Kautionskasse ist es der US-Versicherer AIG.
Golling will über große Hausverwalter, Vermieter und Makler verkaufen. Mieter zahlen 5,25 Prozent der Kaution, bei 1500 Euro also 79 Euro pro Jahr. Eurokaution und Kautionskasse berechnen daneben Abschluss- und Verwaltungsgebühren.
Vertreibt eine Hausverwaltung mit Tausenden von Wohnungen solche Policen, kann das lohnend sein. Sie erhält vom Versicherer eine Provision, deren Höhe Golling und Projektmanager Robert Litwak nicht nennen wollten. Zahlen sie stattdessen wie bisher eine Barkaution auf ein Konto bei der Bank ein, bringt das finanziell weniger. Ein weiterer Bonus: Der Versicherer führt automatisch vor Abschluss einen Bonitätscheck des Mieters durch, dessen Ergebnisse der Vermieter erhält.
„Wenn ein Hausverwalter seinen Mietern künftig die Mitteilung macht, dass eine saftige Nebenkostenabrechnung fällig ist, kann er ihnen das mit dem Angebot versüßen, die Kaution zurückzuzahlen“, so Golling. Bedingung: Der Mieter muss eine Kautionsversicherung abschließen.
Umstritten ist die Rolle der Hausverwalter bei der Vermittlung. Eurokaution und Deutsche Kautionskasse behandeln sie als Tippgeber, die keine Zulassung brauchen. Golling will bei den Handelskammern Bescheinigungen einholen, dass die Hausverwalter diese Verträge verkaufen dürfen. Andernfalls drohten Probleme. Manche sind aber ohnehin auch Versicherungsmakler.
Quelle: Financial Times Deutschland
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