Seine Kritiker hat Heino fast alle überlebt, jetzt hat der Schlagerbardeeinen neuen Gegner: den Versicherer Gothaer. Im Mittelpunkt der Posse: 600Schlaftabletten
Herbert Fromme
und Anne-Christin Gröger
Eigentlich war es ein Routinedeal. Vor jeder Konzerttournee schließt der Veranstalter eine Ausfallversicherung ab, um Hallenmieten, Werbeaufwand und andere Kosten auch bei einer Absage zu decken. So macht es 2007 auch Kult Musik in Hamburg vor einer Tournee von Heinz-Georg Kramm, Künstlername Heino.
An Kult Musik ist der Barde aus Bad Münstereifel mit einem Drittel beteiligt. Versicherer Gothaer bietet eine passende Police an. Heino lässt sich vom Hausarzt untersuchen und füllt einen Fragebogen über seinen Gesundheitszustand aus, er sei gesund. Wie verlangt, entbindet er seine Ärzte von der Schweigepflicht gegenüber dem Versicherer. Die Gothaer akzeptiert das Risiko, Kult-Musik zahlt die geforderte Prämie von 140 000 Euro. Alles Routine.
Im September 2007 dann der Schock. Heino erleidet einen Schwächeanfall und sagt die Tournee mit 40 Auftritten wegen Herzproblemen ab. Kult Musik verlangt die vereinbarten 3,2 Mio. Euro von der Gothaer.
Doch der Kölner Versicherer denkt nicht daran, einfach so zu zahlen. Er lässt sich von Heinos Ärzten die Krankenakten vorlegen – und entdeckt, dass der Musiker in zwei Jahren 120-mal beim Arzt war, immerhin mehr als einmal pro Woche. Ohrenrauschen, Rückenschmerzen, Bluthochdruck. In dieser Zeit wurden ihm 600 Schlaftabletten verschrieben.
Heino war also nicht so gesund wie angegeben, folgert die Gothaer. Sie verweigert die Zahlung, wegen falscher Angaben des Sängers bei Vertragsabschluss.
Gestern musste der 70-Jährige in Raum 230 des Kölner Landgerichts als Zeuge im Zivilverfahren Kult Musik gegen Gothaer aussagen. „Ich war nie im Leben krank“, beteuert er, nervös auf den Nägeln kauend. „Und was war mit den 600 Tabletten?“, fragt die Vorsitzende Richterin. Die habe er an seine Frau oder an Bandmitglieder weitergegeben. Die Richterin reagiert ungläubig, schließlich könnten Schlaftabletten abhängig machen. „Hannelore ist nicht so einfach“, antwortet Heino.
Bisher ist der Sänger – „Künstler ist zu hoch gegriffen“, wie er selbst sagt – nicht als Tablettendealer aufgefallen. Die im eigenen Café in Bad Münstereifel servierte „Heino-Haselnusstorte“ könnte aus medizinischer Sicht eher Sorgen machen. „Es ist nie zu spät für ein neues Leben“, heißt es in seinem jüngsten Album. Das könnte nach dem 1. Juli beginnen – wenn das Landgericht Köln möglicherweise das Urteil spricht.
Quelle: Financial Times Deutschland
Dieser Beitrag ist nur für Premium-Abonnenten vom Versicherungsmonitor persönlich bestimmt. Das Weiterleiten der Inhalte – auch an Kollegen – ist nicht gestattet. Bitte bedenken Sie: Mit einer von uns nicht autorisierten Weitergabe brechen Sie nicht nur das Gesetz, sondern sehr wahrscheinlich auch Compliance-Vorschriften Ihres Unternehmens.
Diskutieren Sie mit
Kommentare sind unseren Abonnenten vorbehalten. Bitte melden Sie sich an oder erwerben Sie hier ein Abo