Versicherungsgruppe wächst in der Krise · Gewinn bricht 2008 ein
Von Ilse Schlingensiepen, Köln
Die deutsche Axa sieht ihre jahrelange Wachstumsschwäche überwunden. Zwar nahmen die Beitragseinnahmen 2008 nur um 0,6 Prozent auf 9,8 Mrd. Euro zu, während die des Gesamtmarkts um ein Prozent zulegten. Für 2009 rechnet der Vorstandsvorsitzende Frank Keuper aber mit einem Zuwachs um bis zu zwei Prozent, während die Branche ein Prozent Minus erwartet.
Keuper stützt seinen Optimismus auf die Entwicklung im ersten Quartal. Der Konzern steigerte die Prämieneinnahmen um 1,6 Prozent. In der Lebensversicherung gab es ein Plus von 1,0 Prozent – Marktführer Allianz Leben hatte ein Minus von 2,8 Prozent gemeldet. Hoffnungen setzt Keuper vor allem in starke Zuwächse in der privaten Krankenversicherung und die Zielgruppe der Kunden über 50 Jahren. Auch im Geschäft mit Einmalbeiträgen und den im Markt umstrittenen Variable Annuities – fondsgebundenen Rentenpolicen mit Garantien – sieht er Potenzial. „Wir werden Variable Annuities weiter anbieten, weil es dafür eine Nachfrage gibt“, sagte Keuper.
Mit der Produktreihe Twinstar war Axa in Deutschland Vorreiter in diesem Segment. Im April nahm sie allerdings einen Teil der Angebote vom Markt. Bei diesen Policen wurden die Kapitalanlagen nicht durch den Versicherer selbst gemanagt, die Kosten für die Absicherung der Garantien wurden zu hoch. Sie schlugen im vergangenen Jahr mit 85 Mio. Euro zu Buche. „Wir schätzen, dass wir zwischen Sommer und nächstem Frühjahr mit einem überarbeiteten Produkt auf den Markt kommen“, kündigte Keuper an. Gerade bei Kunden über 50 Jahren gebe es dafür eine starke Nachfrage. Auf diese Zielgruppe hat Axa in den vergangenen Jahren einen Schwerpunkt gelegt. „Fast die Hälfte unserer Privatkunden ist älter als 50 Jahre“, sagte er.
2009 sind die Beitragseinnahmen in der Lebensversicherung leicht um 0,2 Prozent auf 4,2 Mrd. Euro zurückgegangen. Vor allem in den Beständen der DBV-Winterthur habe es sehr hohe Abläufe gegeben.
Gerade bei Einmalbeiträgen – wenn Kunden auf einen Schlag eine große Summe etwa für eine Rentenversicherung anlegen – sieht Keuper noch viel Potenzial. „Hier haben wir im Marktvergleich noch Nachholbedarf, hier sind wir noch nicht auf Marktniveau angekommen.“ Ein Vorteil sei, dass Axa Kunden, die nach Auszahlung einer Lebensversicherung unschlüssig über die Wiederanlage sind, Zwischenlösungen bei der Axa Bank bieten und so das Geld im Konzern halten könne. Bislang habe die aktuelle Wirtschaftskrise noch nicht dazu geführt, dass mehr Kunden ihre Lebensversicherungsverträge stornieren, berichtete der Konzernchef.
In der Schaden-/Unfallversicherung stiegen die Prämieneinnahmen 2008 um 0,9 Prozent auf 3,6 Mrd. Euro – mehr als das Plus von 0,2 Prozent im Markt. Mit einer Schaden-Kosten-Quote von 98,2 Prozent der Beitragseinnahmen sei die Schaden-/Unfallversicherung nach wie vor profitabel.
In der Krankenversicherung ist die Axa durch die Fusion mit der DBV-Winterthur zum viertgrößten Anbieter geworden. Der Anstieg der Prämien um 2,1 Prozent auf 2,1 Mrd. Euro blieb zwar leicht unterdurchschnittlich. Das sei aber hauptsächlich darauf zurückzuführen gewesen, dass es kaum Beitragsanpassungen gab, sagter Keuper. Chancen sieht er im öffentlichen Dienst, auf den die DBV spezialisiert ist. „Wir sind der einzige Anbieter in diesem Bereich, der mit Maklern zusammenarbeitet.“
Das operative Ergebnis lag mit 398 Mio. Euro – abgesehen von Sondereinflüssen – nur leicht unter dem des Vorjahres. Federn lassen musste die Gruppe aber im Kapitalanlagebereich. Hier fiel das Ergebnis drastisch von 2,7 Mrd. Euro auf 960 Mio.Euro. Das Konzernergebnis sank von 563 Mio. Euro auf 11 Mio. Euro. „Wenn nichts Dramatisches passiert, gehen wir davon aus, dass das Ergebnis 2009 besser wird“, sagte Keuper.
Quelle: Financial Times Deutschland
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