Manager hängen sicher in den Seilen

Anbieter von Strafrechtsschutzpolicen für Manager verzeichnen steigendeNachfrage · Absicherung gegen Kosten bei Ermittlungsverfahren

Als wäre es für das Management nicht schon schlimm genug, dass die Firma pleite ist und ein unangenehmes Insolvenzverfahren ins Haus steht. Fast immer nimmt auch der Staatsanwalt Ermittlungen gegen den Chef des Unternehmens auf. „In 80 Prozent der Fälle einer GmbH-Insolvenz wird von der Staatsanwaltschaft ein Verfahren wegen Insolvenzverschleppung eingeleitet“, sagt Thomas Mock vom Rechtsschutzversicherer Roland.

In diesen Monaten registrieren die Rechtsschutzversicherer eine verstärkte Nachfrage nach speziellen Policen, mit denen sich Manager zumindest gegen die Kosten schützen können, die mit einem Ermittlungsverfahren auf sie zu kommen. Das Risiko, von der Staatsanwaltschaft behelligt zu werden, hat in den vergangenen Jahren drastisch zugenommen. Die Behörden haben personell aufgerüstet. Schärfere Gesetze, etwa im Umweltbereich, rufen die Strafverfolger immer häufiger auf den Plan. Aber auch wenn sich Manager streng an die Buchstaben des Gesetzes halten, schützt sie das nicht immer vor Ermittlungen. Bei Unfällen mit Personenschäden kommt es fast automatisch dazu.

Führungskräfte haben diese Risiken lange nicht gesehen. „Jetzt erleben wir einen Bewusstseinswandel“, sagt Rainer Tögel, Vorstandssprecher des Rechtsschutzversicherers DAS, der zur Münchener Rück gehört. Die Gefahren seien größer geworden. „Selbst Fachleute kennen nicht alles, was strafrechtlich relevant ist“, sagt er. „Wir spüren seit Jahren, dass die Nachfrage nach Spezial-Strafrechtsschutz steigt, das hat nicht erst mit der Finanzkrise begonnen.“ Die Zahl der Verträge ist zwischen Dezember 2007 und März 2009 um 19 Prozent gestiegen.

„Wir spüren eine stärkere Nachfrage über alle Unternehmensgrößen hinweg“, sagt Meike Heidenreich, Leiterin Rechtsschutz Industrie bei HDI-Gerling. Und das, obwohl die Policen nicht gerade billig sind. Sie kosten für Manager eines mittelständischen Unternehmens zwischen 1000 und 3000 Euro pro Jahr für eine Deckungssumme von 1 Mio. Euro. „Wichtig ist, dass die Police individuell auf Manager und Unternehmen abgestimmt ist“, sagt Heidenreich. Je größer der Betrieb und je mehr Länder zum Geschäftsbereich gehören, desto höher ist die Prämie.

In Krisenzeiten steigt für Manager das Risiko nochmals erheblich. „Die Staatsanwälte schauen genauer hin“, sagt Alexander Mahnke vom Versicherungsmakler Aon Jauch & Hübener. Schon bei einem Anfangsverdacht gerät die Maschinerie in Gang. „Unabhängig davon, ob dabei etwas herauskommt, entstehen sofort Kosten“, sagt er. Erfahren Manager von Ermittlungen gegen sie, sollten sie sofort einen Strafverteidiger einschalten. Er erhält Akteneinsicht, sieht die Risiken und kann eine optimale Verteidigung vorbereiten.

Rechtsschutzversicherer erleben immer wieder, dass Entscheider in Teufels Küche kommen, weil sie selbst oder andere zu viel geplaudert haben. Große Anbieter unterstützen Manager und Unternehmen bei der Vorbereitung auf den Ernstfall. Sich für den Besuch des Staatsanwalts zu wappnen ist nicht ehrenrührig – auch bei einem gewissenhaft und einwandfrei geführten Unternehmen kann morgens um sieben eine Armee von Ermittlungsbeamten vor der Tür stehen. „Dann sollte vom Pförtner bis zum Vorstand jeder wissen, was zu tun ist“, sagt Heidenreich. Es kann auf Kleinigkeiten ankommen. Von beschlagnahmten Gegenständen und Akten müssen Listen, von wichtigen Papieren Kopien angefertigt werden. Oft werden parallel zur Durchsuchung im Unternehmen die Privatwohnungen von Beamten durchsucht. Auch hier können Fehler teuer für die Manager werden.

Erhebt der Staatsanwalt Anklage, laufen schnell Kosten von Zehntausenden Euro auf. Richter können in der Regel nicht beurteilen, ob ein Manager Insolvenzverschleppung begangen hat oder nicht. Deshalb geben sie teure Gutachten in Auftrag. „Der Versicherer kommt nicht für die Kosten auf, wenn der Manager wegen Vorsatz verurteilt wird“, stellt Roland-Manager Mock klar. „Aber zunächst zahlt er.“

ftd.de/managerhaftung

Wie sich Entscheider absichern

Anja Krüger

Quelle: Financial Times Deutschland

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